Es hat die Anmutung eines Hütchenspiels, aber die Einsätze sind mit Hunderten Millionen Euro dann doch deutlich höher als üblich: Es geht um versteckte Investitionen, Importe, Exporte, gut gefüllte Sparbücher und verschwundene Millionen. Die alles verbindende Figur trägt die Spitznamen "Rote Fini" oder "Gucci-Kommunistin". Das ist doch allerfeinster Hollywoodstoff, den heute Abend die Arte-Doku (20.15 Uhr) "Die Rote Fini: Die verschwundenen Millionen der DDR" da ausrollt. Zu Wort kommen neben Franz Vranitzky und Hannes Androsch auch Historikerinnen und Historiker sowie Polit- und Finanzexperten. In knapp einer Stunde gelingt es der Doku, die recht verschachtelten Finanzströme rund um die langjährige Handelsbevollmächtigte der KPÖ, Rudolfine Steindling, aufzurollen. Einen wesentlichen Beitrag leistet hier Adele Neuhauser, die neben Archivmaterial als Rote Fini auftritt und die eloquente Geschäftsfrau mit ihrem enormen Beziehungsnetzwerk gibt.

Ab den 1960er-Jahren verwaltete und vermehrte Steindling stetig das enorme Kapital der KPÖ. Ab den 1970er-Jahren war sie Chefin der DDR-Außenhandelsfirma Novum, über die westliche Firmen auch in der DDR investieren konnten – und das sehr ausgiebig. Nicht nur die "Frau Kommerzialrat" verdiente daran prächtig. Nach dem Mauerfall mündete der Streit um das Vermögen der Firma, rund 225 Millionen Euro, in langjährigen Gerichtsprozessen. Die Frage war: Gehörte das Geld der KPÖ, die Anteile an der "Novum" hatte, oder der SED? Fakt ist: 130 Millionen Euro von der Gesamtsumme fehlten. Währenddessen lebte Rudolfine Steindling als angesehene Mäzenin bis zu ihrem Tod 2012 in ihrer Wahlheimat Tel Aviv. Letztlich ging die KPÖ leer aus und die Bank Austria musste über 200 Millionen Euro zahlen.