Dunkle Magie, tollkühne Ritter, zauberhafte Wesen: Das Fantasy-Genre dominiert seit Jahrzehnten Kinoleinwände weltweit. Mit dem Aufkommen von Erfolgsserien á la "Game of Thrones" und diversen Trittbrettfahrern sind Geschichten mit fantastischem Einschlag auch aus der Fernseh- und Streaminglandschaft nicht mehr wegzudenken.
Im Fantasy-Epos "Willow" (1988) von Ron Howard musste Warwick Davis als titelgebender Held die neugeborene Elora Danan aus den Zwängen einer boshaften Königin befreien. Jonathan Kasdan, einer der Söhne des berühmten Drehbuchautors Lawrence Kasdan (u. a. "Das Imperium schlägt zurück", "Indiana Jones"), hat den "Willow"-Erzählkosmos um eine sechsteilige Miniserie auf Disney+ erweitert.
Man setzt zwei Jahrzehnte nach den Ereignissen des Originals an. Willow, dem nun der Ruf eines sagenumwobenen Magiers hinterher eilt, hat sich mit seiner Gefolgschaft der Nelwyns zurück in das Heimatdorf verschanzt. Als das Königreich von Tir Asleen erneut von Schattengestalten heimgesucht wird, ist die Hilfe des tollkühnen Zwergenbauers dringend vonnöten. Die mittlerweile zur Königin ernannte Sorsha (Joanne Walley), die Willow damals im Kampf gegen das Böse zur Seite stand, bangt um ihren Sohn, der von dunklen Mächten verschleppt wurde. Ein mehrköpfiger Trupp, angeführt von der rebellischen Königstochter Kit (Newcomerin Ruby Cruz), soll den verschollenen Prinzen ausfindig machen. Vor ihnen liegt eine abenteuerliche Odyssee voller Überraschungen.
Die spektakelträchtige Serie setzt auf epische Schlachten, wundersame Fantasywelten und einen Hauch Magie. Die großen Schauwerte bleiben aus, digitale Effekte der mittelprächtigen Sorte sorgen zuweilen für einen unangenehm verwaschenen Look. Es sind die Dynamiken zwischen den Figuren, die das Narrativ spannend vorantreiben. Diese leben nicht nur von der Präsenz eines Industrie-Urgesteins wie Warwick Davis, sondern gerade von den frischen Gesichtern im Cast.
Neue, junge Stars
Unter anderem neu mit dabei: die Jungdarstellenden Tony Revolori und Ellie Bamber. Revolori ist in Hollywood längst kein Unbekannter mehr. Für Wes Anderson gab er in "The Grand Budapest Hotel" an der Seite von Ralph Fiennes den schnauzbärtigen Lobbyboy Zero. In der "Willow"-Serie verkörpert der 26-jährige Graydon, einen anfangs wortkargen Gelehrten, mit dem Protagonistin Kit gegen ihren Willen vermählt werden soll.
Im Zoom-Gespräch erzählt der Schauspieler der Kleinen Zeitung von seiner persönlichen Verbindung zum Originalfilm: "Als Kind habe ich den Film öfter mit meinen Eltern angeschaut, nun selbst Teil dieser Welt sein zu dürfen, ist eine große Ehre." Co-Star Ellie Bamber spielt die geheimnisvolle Küchenmagd Dove. "Sobald man eine emotionale Bindung zugelassen hat, fängt man an, eigene Erfahrungen und Teile seiner Persönlichkeit miteinzubauen", sagt die 25-Jährige über den Entstehungsprozess ihrer Figur. Für die Zusammenarbeit mit "Star Wars"-Ikone und Hauptdarsteller Warwick Davis erklären beide: "Er ist so ein lustiger Kerl, wir haben die gemeinsame Zeit am Set sehr genossen."
Für viele gilt die Fortsetzung allein aus Nostalgiegründen als Pflichtprogramm. Für andere, überwiegend jüngere Zusehende wird die Serie als Eintrittstor in eine von Zwergen und Zauberern bevölkerte Fantasywelt dienen.
Was ist die geheime Zutat, die diese Art von Geschichten weiterhin schmackhaft für die breiten Massen macht? Laut Darstellerin Bamber ist es "der Eskapismus, der einen in fremde Welten entlässt und die eigene Vorstellungskraft beflügelt". Und auch wenn man "Willow" gewisse Vorwürfe machen kann, davon hat die Serie eine jede Menge.
Bewertung: ***
Christian Pogatetz