Die merkwürdige Fußball-Großveranstaltung, die in Katar abgehalten wird, zwingt Medien (natürlich auch das vorliegende Blatt) dazu, ihre Haltung Tag für Tag in einer Mischkalkulation aus moralischen Überzeugungen, Pflicht zur Berichterstattung und kommerziellem Eigeninteresse abzuwägen. Das gelingt einmal mehr, einmal weniger gut.

Beispiel für Letzteres gab ausgerechnet eine TV-Programmzeitschrift, also ein Ort, wo man vermuten würde, dass der Konflikt aufgrund des Servicecharakters solcher Medien nicht dramatisch ausfällt. Weit gefehlt: Unter der Schlagzeile "Diese WM wird heiß" subsumierte man drei Gründe für den Befund: "Wegen der Temperaturen, wegen der politischen Brisanz, wegen der spannenden Spiele." Auf die Rufzeichen hatte man aus unerfindlichen Gründen vergessen.

Die Art und Weise, wie hier die Spannung eines Spiels und die Temperaturen in einem Wüstenland mit der Menschenrechtssituation zusammengeführt werden, ist entlarvend. Auch Politisches ist also nur mehr Material für Spannung. Tote Bauarbeiter sorgen für Brisanz, die Verfolgung von Homosexuellen ist halt auch eine gute Geschichte. Themen nur unter dem Aspekt ihrer Verkäuflichkeit aufzubereiten und so zu tun, als wären ein spannendes Spiel und Menschenrechte in etwa dasselbe, ist jedoch alles andere als "heiß" es ist einfach nur der größte "Sch...".