Von den „bestmöglichen Arbeitsbedingungen für die besten Journalisten“, spricht ORF-Generaldirektor Roland Weißmann, auch wenn die Freude mit dem neuen multimedialen Newsroom, der kürzlich mit rund 350 Mitarbeitern in der ersten Etappe besiedelt wurde, nicht von allen geteilt wird. Es gibt nicht überraschende Bedenken. Denn Luft, Licht und Lärm sowie zu wenig Platz sind bei Newsrooms auf der ganzen Welt ein Diskussionspunkt, die Angst vor künftig mangelnder Vielfalt in der ORF-Information durch das zentrale Newsroom-Konzept (Stichwort: „Einheitsbrei“) teilen aber weder die ORF-Spitze noch der Großteil der 35 Stiftungsräte.

Und die mit nur einer Gegenstimme (Niki Haas, FPÖ) das neue ORF-Redaktionsstatut absegnete. Die Statutenänderungen sehen so manches neues Recht für die Redakteure vor – etwa einer Führungskraft nach drei Beschwerden das Misstrauen auszusprechen oder erweiterte Informations- und Anhörungsrechte bei Bestellungen. Der Generaldirektor muss künftig schriftlich begründen, wenn er nicht der Empfehlung der Redaktion gefolgt ist.
Dieter Bornemann zeigte sich als Vorsitzender des ORF-Redakteursrats über das neue Statut erfreut: „Es sorgt dafür, dass Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit in einer ORF-internen ,Verfassung‘ festgeschrieben sind.“ Im Konfliktfall sei es notwendig, ein solches Regulativ zu haben. Für Weißmann ist das überarbeitete Statut als "Teil des aufgesetzten Prozesses" zu verstehen.

Beim angesprochenen Newsroom, wo nun also die Information von ORF-Fernsehen, ORF-Radios und ORF-Online unter einem Dach ist, verspricht sich Weißmann eine engere Zusammenarbeit, bessere Abstimmung und kürzere Wege. Dass Schreibtische nicht unbedingt fix zugeteilt werden, soll Flexibilität verschaffen. Die Geschichten selbst passieren ja draußen.
SPÖ-Freundesleiterkreisleiter Heinz Lederer hat einen „ausgezeichneten Eindruck“, Sigrid Pilz (von der Bundesregierung in den Stiftungsrat entsandt) appellierte gleichzeitig, weiterhin auf Pluralität in der Berichterstattung zu achten. Durch die Zusammenlegung dürfe die journalistische Vielfalt nicht leiden.

Matthias Schrom, Chefredakteur von ORF 2, über die Bedenken: „Wir mischen uns ja etwa nicht beim Radio ein und sagen den Ö1-Kollegen, wie sie die Journale zu machen haben.“ Bei den Sendungs- und Plattformteams fungieren die Redaktionen der Zeit im Bild und Tages-ZiBs, ZiB 2, ZiB-Magazin, Ö1-Journale, ORF.at, Radiothek, Teletext etc. als eigenständige Units, die an der laufenden Weiterentwicklung ihrer Sendungsgefäße bzw. Nachrichtenprodukte arbeiten. Das neue Newsstudio wird aber erst ab Herbst auch für das ORF-Publikum optische Neuerungen bereithalten.

Siggi Neuschitzer, Stiftungsrat für das Land Kärnten, hält fest, dass mit dem Newsroom „positiv in die Zukunft des Hauses investiert wurde“. Er spricht von einem „hervorragenden Projekt, auf das jeder Mitarbeiter stolz sein kann“.
Nicht so freudig konnte dem Aufsichtsratsplenum die Prognose für den Jahresabschluss des heurigen Jahres präsentiert werden: rund zwölf Millionen Euro minus. Der nächste Forecast Mitte Juli solle laut Roland Weißmann jedoch schon besser aussehen.