Engelbert Washietl, Mahner für journalistische Güte und Mitbegründer der Initiative Qualität im Journalismus (IQ), ist am Freitag nach zuletzt schwerer Krankheit mit 81 Jahren gestorben. Dies teilte Washietls Tochter gegenüber der APA mit. Washietl war Chefredakteur der "Salzburger Nachrichten", stellvertretender Chefredakteur der "Presse" und des "Wirtschaftsblatts", erster Träger des "Kurt-Vorhofer-Preises" und vehementer Fürsprecher für Qualität und Ethik im Journalismus.

Bis Ende vergangenen Jahres verfasste Washietl für "Die Presse" die medienkritische Kolumne "Spiegelschrift". Vor allem die Finanzierung von Qualitätsjournalismus war Washietl ein großes Anliegen. Diese sah er in Folge der Corona-Pandemie zunehmend gefährdet. "Es gibt Anzeichen, dass der unternehmerische Überlebensdrang in Verbindung mit finanziellem Druck gar nicht mehr nach Qualität fragt, sondern woher und wodurch genug Geld hereinkommt", sagte Washietl rund um seinen 80. Geburtstag. Erfreut stimmte ihn journalistischer Nachwuchs, der den Qualitätsanspruch aufrechterhält.

Journalist und Lehrer

Washietl wurde am 10. März 1941 in Stockerau geboren. 1966 promovierte er an der Universität Wien zum Dr. phil. (Neuere und Alte Geschichte) und begann im selben Jahr als Außenpolitiker bei der "Presse", wo er 1985 zum stellvertretenden Chefredakteur avancierte. 1988 wechselte er als Chef der Wiener Redaktion zu den "Salzburger Nachrichten", die er 1995 kurzzeitig als Chefredakteur leitete, bald aber wieder verließ. Von 1996 bis 2004 war Washietl stellvertretender Chefredakteur des "Wirtschaftsblatt". Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2006 fungierte er dort als Kommentator.

Danach betätigte er sich als freier Journalist für "Die Presse", "Die Furche", den "Journalist" oder "Die Zeit". Washietl gab seinen Eifer für Qualitätsjournalismus auch an Studenten weiter und lehrte bis 2010 am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Im Jahr 2000 gründete er die "Initiative Qualität im Journalismus" (IQ) mit und fungierte lange Jahre als ihr Sprecher.

Dabei trat er etwa für ein modernes Informationsfreiheitsgesetz sowie eine Reform der Presseförderung ein und kritisierte die intransparente Vergabe von Inseraten durch die Regierung und staatsnahe Betriebe. 2014 weitete er seine Sprechertätigkeit auf den damals gegründeten Qualitätsbeirat der APA aus.

Zahlreiche Auszeichnungen

Seine Bemühungen um Qualität und Ethik im Journalismus brachten Washietl auch zahlreiche Auszeichnungen ein. 1996 war er erster Träger des "Kurt-Vorhofer-Preises" für politische Berichterstattung. 2011 wurde Washietl zur Würdigung seiner publizistischen, volksbildnerischen, standespolitischen und wissenschaftlichen Verdienste der Berufstitel "Professor" verliehen. Zwei Jahre später erhielt er den renommierten Concordia-Medienpreis für sein Lebenswerk. In der Dankesrede wurde Washietl seinem Ruf gerecht und nahm den Qualitätsverlust heimischer Medien ins Visier: Er prangerte schlechte Recherche, die Verbreitung falscher Behauptungen und die Instrumentalisierung von Medien für "dirty campaigning" an.