Der neue Fall (Nummer 84) ist schon der zweite von drei Einsätzen des Duos in seinem 25. Jahr am Rhein. Beziehungsweise auf dem Fluss, denn der titelgebende Daniel Huberty droht, ein Ausflugsschiff in die Luft zu sprengen, wenn seinen Forderungen nicht nachgekommen wird. Dieser Krimi braucht keine Anlaufzeit und verliert sich nicht in Nebensträngen, die Gefahr liegt von Anfang an in der Luft. Es sollen jene Personen an Bord der „Agrippina“ gebracht werden, die Huberty für schuldig hält, seine Existenz als Lehrer und seine Ehe zerstört zu haben.

Bereits auf dem Schiff: Die Staatsanwältin aus dem Gerichtsprozess, in dem er 2012 wegen des sexuellen Verhältnisses mit einer minderjährigen Schülerin zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten verurteilt worden war. Das Urteil wurde damals auch von Kollegen heftig diskutiert. Angezeigt hatte ihn die kürzlich verstorbene Mutter der 14-Jährigen. Das alles ist nach rund 30 Minuten klar: Doch was hat Huberty, der das Verfahren als „Kreuzzug“ gegen sich empfunden hat, gerade jetzt zu diesem „Vergeltungsschlag“ oder – wie er glaubt: „dieser öffentlichen Rehabilitierung“ – bewogen? Und: Gibt es eine Bombe? Wenn ja, wo?

Die Mischung aus bedrohlichem Thriller und Kränkungsdrama bleibt spannend. Ein Mann, der nichts mehr zu verlieren hat, sieht rot. Und Stephan Kampwirth – sonst gern auch in lieblichen TV-Reihen wie „Praxis mit Meerblick“ als Protagonist besetzt – nimmt man seine psychopathische Figur ab. Den Kommissaren bleibt keine Zeit für eine Imbissbude (die alte ist ohnehin geschlossen); laufen die Versuche, Huberty auszuschalten, ja quasi in Echtzeit ab.
Die beklemmende Atmosphäre reißt in einem endlich auch wieder einmal klassisch inszenierten „Tatort“ mit viel Rheinufer-Panorama nicht ab, man will den Geiselnehmer scheitern sehen. Gruselig wird es, wenn die Schutzbefohlene von damals (beeindruckend: Mathilde Bundschuh) ins Spiel kommt. Das Drehbuch wertet nicht, es erzählt. Und waren Ihnen diese 90 Minuten "Tatort" die Zeit wert?