Es war eine Zeit, in der Weltpolitik (auch) noch mit dicken Fellmänteln und Hundeschlitten betrieben wurde. 1906 brach Ludvig Mylius-Erichsen zu einer Polarexpedition auf, um die letzten offenen Fragen zur Geografie Grönlands zu klären. Für Dänemark stand viel auf dem Spiel, man wollte wissen, ob man das Eiland mit anderen Staaten teilen musste oder vollständig für sich reklamieren durfte.

Mylius-Erichsen fand die Antwort, notierte sie in seinem Tagebuch – und blieb auf Grönland verschollen. Es lag an Ejnar Mikkelsen und seiner Crew, 1909 nach Grönland zu reisen und das Tagebuch zu finden. Von dieser wahnwitzigen Mission – auf Grönland ein Büchlein zu suchen – handelt "Against the Ice".

Der Film, der auf der Berlinale seine Premiere feierte, hat drei Hauptprotagonisten: Mikkelsen (gespielt von Nikolaj Coster-Waldau – Jaime Lannister in "Game of Thrones"), der Kapitän, wie er im Buche steht. Dichter Bart, kompromisslose Entscheidungen, schmerzbefreit. Ganz anders Iver Iversen (Joe Cole), ein Mechaniker, der durch Zufall auf dem Schiff Alabama landete. Und da wären die endlosen Eis- und Gerölllandschaften Grönlands als dritter und mächtigster Hauptprotagonist, das die beiden mit Hundeschlitten durchfahren und durchschreiten. Im März brachen sie von ihrem Schiff auf, bis August wollten sie von ihrer Expedition zurück sein. Ohne groß zu spoilern: Es sollte länger dauern. Viel länger.

Vielleicht liegt es daran, dass der Film auf einem Buch beruht, jenem von Ejnar Mikkelsen. Regisseur Peter Flinth ging vor, als hätte er sich einige Blätter dieses Buches herausgerissen. Allzu systematisch wird der Horror (und die Schönheit) im Eis abgearbeitet, der Ablauf hat etwas Gehetztes. Übrig bleiben auch inhaltliche Fragen: Wie Mikkelsen nach Monaten auf Reisen optisch noch immer den Eindruck erwecken kann, er würde gleich für den nächsten "Mr. Ice"-Kalender abgelichtet, ist faszinierend und schön anzusehen, aber wohl nicht gerade realistisch.