Das Thema schaffte es nicht einmal auf die Tagesordnung. Mathias Döpfner bleibt Präsident des deutschen Verlegerverbandes BDZV, dessen Mitglieder sich beim Delegiertentreffen am Montag für Deeskalation, Abwarten und Aufschieben entschieden. Dass ihr Vorsitzender spätestens seit vergangener Woche die Punzierung eines „verschwörungsanfälligen Vertuschers“ („Süddeutsche Zeitung“) trägt, dafür sorgten Recherchen der „Financial Times“. Die Zeitung berichtete von Versuchen Döpfners und des Axel Springer-Konzerns, Verfehlungen des damaligen „Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt zu vertuschen. Zusätzlich sei Druck auf eine von der Causa betroffenen Frauen ausgeübt worden.

Die Palastrevolution um Döpfner, Vorstandsvorsitzender und Miteigentümer des Axel Springer Verlags, wurde abgeblasen, die Diskussionen im Hintergrund gehen weiter, auch weil sich der 59-Jährige angreifbar gemacht hat. Etwa als er Reichelt als „letzten und einzigen Journalisten in Deutschland“ bezeichnete, „der noch mutig gegen den neuen DDR Obrigkeitsstaat aufbegehrt“. Journalisten bezeichnet er, der oberste Verlegervertreter, schon einmal als „Propaganda-Assistenten“.

Der deutsche Verlegerverband ist eine Art Männerverein mit weiblicher Duldung: Unter den 18 Präsidialmitgliedern ist nur eine Frau. Für das Amt der Verbandspräsidenten hatte sich Döpfner nicht beworben, man hat es ihm 2016 angeboten. 2020 wurde der geschickt Netzwerker und Lobbyist bis 2024 verlängert, ob er diese Periode beenden wird oder eventuell zur Halbzeit seinem Nachfolger Platz macht, ist derzeit bloß Spekulationsmasse.