Wolfgang Fellner ist nach längerer Pause zurück auf dem TV-Schirm. Am Mittwoch moderierte er die oe24.tv-Sendung "Fellner! Live". Dabei sprach er zunächst mit der Innenpolitik-Journalistin Isabelle Daniel über die abgeschlossene verlagsinterne Compliance Analyse, die ihm kein Fehlverhalten attestiert und Ausschlag für seine Rückkehr gab. SPÖ, Grüne und NEOS wollen ihm weiterhin keine Interviews geben, solange Vorwürfe sexueller Belästigung gegen ihn gerichtlich anhängig sind.
Die frühere oe24.tv-Moderatorin Raphaela Scharf und Katia Wagner, einst freie Mitarbeiterin Fellners und inzwischen wie Scharf für Krone-TV tätig, hatten sich vor mehreren Monaten mit Vorwürfen sexueller Belästigung gegen Fellner an die Öffentlichkeit gewandt. Der Medienmacher bestreitet die Vorwürfe vehement und sprach gegenüber Daniel erneut von einer Medienkampagne, die gegen ihn geführt werde, um "Rufmord" an ihm zu betreiben. Eine Pause am Schirm habe er eingelegt, "weil das ganze in eine Hysterie ausgeartet ist". Es sei so dargestellt worden, als habe er "eine Art sexuelles Terrorregime ausgeübt".
Mehrere Gerichtsverfahren
Rund um die Causa Fellner sind mehrere Gerichtsverfahren anhängig. Rechtskräftige Entscheidungen liegen bisher nicht vor, was mehrere Parteien ihren Anfang Mai angekündigten Boykott Fellners aufrechterhalten lässt. Damals hatten unter anderen SPÖ-Frauenchefin und Vizeklubchefin Gabriele Heinisch-Hosek, Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer und NEOS-Vorsitzender Beate Meinl-Reisinger eine Erklärung unterstützt, wonach sie bis zur Ausräumung der Vorwürfe nicht länger für Interviews mit Fellner persönlich zur Verfügung stehen. Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) meinte damals, sie wolle jeder Frau, die sich gegen Übergriffe zur Wehr setze, Respekt aussprechen und auch weiter Initiativen setzen, um Frauen dabei den Rücken zu stärken.
Die Grünen wollen Fellner nun weiterhin boykottieren und ihm keine Interviews geben, wie Maurer der APA sagte. Vizekanzler Werner Kogler und die anderen Grünen Regierungsmitglieder würden ebenso wie die Abgeordneten der Grünen "auch weiterhin nicht für Sendungen, die Wolfgang Fellner moderiert, zur Verfügung stehen", sagte sie. Grund dafür ist, dass die Grünen den Medienmacher nicht von den Vorwürfen entlastet sehen: "Eine von ihm selbst beauftragte Überprüfung durch eine Wirtschaftsprüfungskanzlei ist keineswegs geeignet, die schwerwiegenden Vorwürfe der betroffenen Frauen zu entkräften. Darüber entscheiden immer noch unabhängige Gerichte, es sind mehrere Verfahren anhängig." Es sei "enorm wichtig, dass betroffene Frauen sexuelle Belästigung öffentlich thematisieren und damit die Schweigespirale durchbrechen", stellte sich Maurer hinter Fellners ehemalige Mitarbeiterinnen. "Ihnen gilt unsere Solidarität und Unterstützung."
Auch die SPÖ-Abgeordneten wollen von Auftritten mit Wolfgang Fellner vorerst absehen. "Solange die gerichtlich anhängigen Vorwürfe nicht restlos aufgeklärt sind, bleibt es unverändert. Dies gilt nicht nur für SPÖ-Klubobfrau Rendi-Wagner und Abgeordnete Heinisch-Hosek, sondern für alle Abgeordneten", teilte der SPÖ-Parlamentsklub der APA mit. Auch aus Sicht der NEOS habe sich nichts geändert. Die Partei stehe für Gespräche mit Fellner nicht zur Verfügung, sagte eine Sprecherin von Meinl-Reisinger. Die ÖVP legt sich unterdessen noch nicht fest. "Diese Frage stellt sich derzeit nicht, weil keine Interviews von Wolfgang Fellner geplant sind", heißt es aus der Volkspartei.
Fellner will den Parteien nun die Compliance Analyse und diverse Zeugenaussagen zukommen lassen. "Ich kann nur alle bitten, sich diese anzusehen. Dann sieht man auf den ersten Blick, dass sämtliche Vorwürfe in sich zusammenbrechen", sagte Fellner im Gespräch mit der APA. Dass es einen Boykott von der SPÖ oder der ÖVP geben soll, halte er für "ausgeschlossen". Ein Auftritt Rendi-Wagners bei oe24.tv sei etwa für heute, Donnerstag, im Zuge eines "Sommergespräch" geplant, wobei dieses von Niki Fellner moderiert wird.
Fellner sieht vor allem eine unwürdige Kampagne von Maurer gegen ihn gegeben. Diese hege einen persönlichen Hass auf ihn, da er sie als "Umfallerin" charakterisiert habe, die "das Rückgrat eines Gartenschlauchs" habe. Sollte jemand tatsächlich nicht bei ihm persönlich auftreten wollen, stünden Niki Fellner oder Isabelle Daniel zur Verfügung, meinte Fellner. Für kommende Woche habe er aber ohnehin bereits genug Zusagen.
Vonseiten des Publikums war beim TV-Comeback Fellners am Mittwochabend kein Boykott gegen ihn oder den Sender bemerkbar. "Fellner! Live" war mit Rückkehr des Verlagsgründers laut Senderinfos das meistgesehene Privatprogramm.