1998 stand Harald Krassnitzer erstmals als Ermittler Moritz Eisner vor der "Tatort“-Kamera. Mittlerweile ist er bei seinem 50. Fall gelandet, "Die Amme“ steht am Sonntag um 20.15 Uhr auf dem Programm von ORF 2. Zu nächtlicher Stunde (0.20 Uhr) wird noch sein Eisner-Debüt mit "Nie wieder Oper“ wiederholt. Davor, um 23.05 Uhr, begleitet Peter Schneeberger den Schauspieler an seine "Orte der Kindheit“. Ein Interview zum Jubiläum.

Herr Krassnitzer, zunächst ein Schritt in die Vergangenheit. Vor 23 Jahren stiegen Sie als Moritz Eisner in den österreichischen "Tatort" ein. Zunächst hatten Sie einen Vertrag über drei Filme. Nachdem Ihr erster Fall 1,1 Millionen Zuschauer verzeichnete, war Ihre Zukunft als Kriminalinspektor bereits gesichert. Die Zuschauerzahlen im ORF blieben übrigens bis heute in dieser Höhe. Zuvor waren Sie ja der "Bergdoktor“ gewesen. Was war beim Umstieg wichtig?
HARALD KRASSNITZER: Zunächst ging es vor allem darum, einen Bruch zwischen Moritz und dem charmanten, liebenswerten und freundlichen "Bergdoktor“ zu erzeugen. Deshalb das Ruppige an Eisner. Aber er ist natürlich nicht ruppig geblieben. Das wäre auf Dauer sicher zu flach gestrickt gewesen. Nach und nach durfte er seine eigene Art von Charme entwickeln.

Bereits in Eisners Anfangszeit hatten Sie, und so ist es bis heute geblieben, das Glück, zwischendurch auch in anderen Produktionen mitwirken zu können. Nach Ihren ersten beiden "Tatort“-Krimis konnten Sie zu einer Pilcher-Verfilmung nach Cornwall?
Eine besondere Freude, weil ich dort mit Liselotte Pulver drehen durfte. Denn als ich noch als Kind vor dem Fernseher saß, war die Pulver so was wie meine erste "Liebeslehrerin“.

Und wer kam nach ihr?
Die Frau Gregor, in meinem ersten Hauptschuljahr in Grödig. Die Frau Gregor, unsere Lehrerin, war eine Sensation. Sie trug ständig zu kurze Röcke und zu enge T-Shirts. Wir Burschen waren alle von den Socken, jeder wollte in der ersten Bank sitzen.

Sprung in die Gegenwart, zu Ihrem fünfzigsten Moritz-Eisner-Krimi "Die Amme“. Dem Anschein nach haben Sie nach wie vor größte Freude mit der Rolle?
Klar, und die Freude ist besonders groß, weil wir in Zeiten wie diesen, selbstverständlich mit allen möglichen Vorsichtsmaßnahmen, drehen dürfen. Dazu kommt meine angenehme wohnliche Situation, sehr naturnahe, in Wuppertal. Weggefallen sind für mich nur diverse Live-Veranstaltungen wie zum Beispiel Lesungen. Doch damit kann ich leben.

Was macht also der "naturnahe“ Harald Krassnitzer in seinen "Tatort“-freien Zeiten? Eines hat sich ja bereits herumgesprochen: Holzhacken…
Nun ja, ich habe an sich keinen "grünen Daumen“, das heißt: kein großes gärtnerisches Talent. Aber neben dem Holzhacken bleibt immer was zu reparieren, ich baue die Terrasse um oder ich stelle etwas, das umgefallen ist, kompakter wieder auf. Letztendlich bleibt mir natürlich auch mehr Zeit zum Lesen. Durch die Corona-Zeiten wird natürlich alles verschärft, man steckt in einem engeren Korsett, doch in die ultimative Alterskohorte falle ich ja noch nicht.

Der aktuelle Fall "Die Amme“ führt in düstere Gefilde, gemahnt in vielem an einen "film noir“. Eine tote Prostituierte, ein verschwundenes Kind, ein psychopathischer Serienmörder. Wie finden Sie immer wieder interessante Stoffe?
Teamwork. Wir reden das ganze Jahr über Geschichten, die uns interessieren, Geschichten, von denen wir gehört haben, und von Figuren, die man in solche Geschichten einbauen könnte. Der Regisseur, der Autor und der zuständige Redakteur sind immer eingebunden, und natürlich auch ich. Und nach und nach kristallisiert sich eine spannende Story heraus. Ein sehr uneitler, offener Prozess von hoher Lebendigkeit, der großen Spaß macht.

Was war bei "Die Amme“ die Uridee?
Zwei Situationen, die mit Polizisten zu tun haben. Die erste: ein Polizist verfolgt eine psychotische Geschichte. Die zweite: zwei Polizisten, die das Problem haben, dass sie so oft zu spät kommen. Der Moritz und die von Adele Neuhauser gespielte Bibi Fellner. Auch hier besteht die permanente Angst, dass sie das entführte Kind nicht mehr retten können, was bei Bibi zu permanenter Schlaflosigkeit führt.

Gibt es etwas, was Ihnen momentan sehr abgeht?
Natürlich das unbeschwerte Sich-bewegen, das Urlaub machen nach Lust und Laune. Die Nordsee oder Brüssel wären ja nicht allzu weit weg von mir, doch nach Wien oder Triest möchte ich auch wieder einmal gerne.

Und wie läuft es mit der Arbeit weiter?
Als nächstes spiele ich in einem Taunus-Krimi mit, und im Juni soll der nächste "Tatort“ folgen. Mit einem ganz speziellen Thema, das mir viel Spaß machen wird.

Nämlich?
Sorry, aber das ist noch so geheim, dass ich nix verraten darf.