Verhaberung, Korruption und die Überdosis Freunderlwirtschaft – dazu gut geölter, grantelnder Schmäh: So haben „Tatort“-Fans Wien in den letzten Jahrzehnten kennenlernen dürfen. Vor allem seit Bibi Fellner (Adele Neuhauser) 2010 an Bord kam, hat sich nicht nur die Laune von Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) mächtig erhöht, sondern auch das positive Feedback zum Austro- „Tatort“.
Heute ermittelte Eisner zum 50. Mal. Kriminalassistentin Meret Schande (Christina Scherrer) feiert ein Comeback und wird zum Einstand gleich einmal von Fellner angepöbelt. In „Die Amme“ nach einem Buch von Mike Majzen hatten weder er, das Kommissariat noch das Publikum irgendwas zu lachen. Stattdessen: ermordete Frauen und entführte Kinder in Serie. Der beklemmende Krimi mit furiosen Gästen (Andrea Wenzel, Max Mayer) gewährte tiefe Einblicke in psychopathisches Verhalten, ins Drogen- und Prostitutionsmilieu und in private Schlafzimmer voller Sex-Zubehör für Freier und angrenzende Kinderzimmer.
Egal, wo Regisseur Christopher Schier die Ermittelnden hinschickte, jemand war schneller, durchtriebener und schlauer als sie. Das Publikum wusste bald, wer mordete und falsche Fährten legte. Die Fragen nach dem Warum, blieben in manchen Passagen unbeantwortet. Weniger anziehend oder abstoßend machte das die Story nicht.
Alle irren durch die Nacht, manche macht sie auch irre. Und Bibi Fellner raubt dieser Fall gleich überhaupt den Schlaf – und ihre Gereiztheit ist das Heimeligste an diesem Krimi.