Die „Zürich-Krimis“ sind ein Projekt, das sich auf ungewöhnliche Art entwickelt hat. Der Erfinder, KlausGraf, ist Produzent in Kärnten. Geldgeber ist die deutsche ARD. Im ORF werden die Filme nicht ausgestrahlt. Auch nicht im offiziellen Schweizer Fernsehen. Aber zumindest jener Mann, der die zentrale Rolle des Anwalts und Ermittlers Thomas Borchert verkörpert, ist ein echter Schweizer. Doch seinen Wohnsitz hat er in Bayern. Ein Gespräch mit ihm.

Sie haben über einen langen Zeitraum sehr erfolgreich auf der Bühne im Einpersonen-Stück „Im Zweifel für den Angeklagten“ mitgewirkt. Dort, sagt Produzent Klaus Graf, lag die Initialzündung für diese Serie?

Christian Kohlund: Richtig, der erste Gedanke war eine Anwaltsreihe, die wir aber bald auf die kriminalistische Schiene gehievt haben. Das war, als die ARD mit dem Donnerstags-Krimi ein eigenes „Dach“ geschaffen hat. Zürich war von Anfang an als Schauplatz unbestritten, weil das ja eine sehr internationale Stadt mit internationalem Publikum ist.

Obwohl Sie durch die Karl-Spiehs-Serie „Das Traumhotel“ als Hoteldirektor Markus Winter ja fast schon „Beute-Österreicher“ waren, hat der ORF die „Zürich-Krimis“ nicht zur Ausstrahlung übernommen. Enttäuscht?

Ich denke, dass wir, nachdem wir uns ganz am Anfang auf recht dünnem Eis bewegten, eine gute eigene Linie gefunden haben. Klaus Graf hat ein interessantes Format auf Schiene gestellt, in dem man sich sehr auf die Fähigkeiten der Hauptfigur konzentriert, in dem aber auch die Vergangenheit des Anwalts Thomas Borchert – er hat sich früher einmal korrumpieren lassen – ins Gewicht fällt. Und sein Gerechtigkeitssinn. Dass der ORF nicht übernimmt, muss man akzeptieren. Sicher gibt es dafür gute Gründe. Aber alles in allem, denke ich, ist es uns gelungen, ein ganz eigenes Format zu schaffen. Wobei ich sage, wir sind nicht besser als die anderen, aber wir sind anders.

Dass just die Schweizer SRG die „Zürich-Krimis“ nicht übernommen hat, kränkt Sie auch nicht?

Dort, denke ich, war der Grund, dass der Schweizer „Tatort“ aus Luzern nach Zürich übersiedelt ist. Doch inzwischen hat sich ein Privatsender bei uns eingeklinkt, der damit sehr, sehr zufrieden ist. Und gerade die aktuelle zehnte Folge zeigt, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.

Diese Folge betitelt sich „Borchert und der eisige Tod“, in der es auch wahrhaft eisig zugeht?

Ja, wir waren dafür in der Bergwelt von Graubünden, wo es eiskalt war. Es hatte frisch geschneit, wir hatten zwischen minus zehn und minus zwanzig Grad. Trockene Kälte, die ich mittlerweile besser vertrage als die Hitze an manchen “Traumhotel“-Drehorten.

Keine Probleme wegen Corona?

Schon. Just am letzten Tag mussten wir die Schweiz fast fluchtartig verlassen. Da hingen an der Grenze bereits Spruchbänder mit der Inschrift „Bitte, begeben Sie sich in Quarantäne“. Fehlende Szenen haben wir dann im Sommer in Prag nachgedreht, teilweise bei Kunstschnee. In der tschechischen Metropole, wo immer wieder Innenaufnahmen entstehen, was für den Produzenten gewiss finanzielle Gründe hat, haben wir mittlerweile ein ganz tolles Team. Natürlich wurden auch dort volle Sicherheitschecks verlangt. Zwei bis drei Mal pro Woche Tests und Fieber messen. Und nach der letzten Klappe täglich schnell zurück in die Wohnung, denn die Restaurants waren ja geschlossen.

Welche besonderen Erinnerungen haben Sie noch an das „Traumhotel“?

Vor allem freue ich mich, dass mir die Fans zu den „Zürich-Krimis“, also in ein ganz anderes Genre, gefolgt sind. Ja, und im allgemeinen zum „Traumhotel“: Dem Karli Spiehs, der ja in Kürze 90 wird, danke ich nicht nur für sein Vertrauen, sondern auch, dass ich für diese Filme so viel von der Welt sehen konnte. Mein Leben, meine Weltsicht und mein Horizont haben sich dadurch sehr erweitert. Fast in jedem Land erlebte ich etwas Besonderes. Wir erhielten die Chance, an Orten zu drehen, die Touristen normalerweise nicht so erleben können. Das war sicher sehr dem Verhandlungsgeschick von Regiseur Otto Retzer zu verdanken. So etwa erlebten wir in Indien einen Sonnenaufgang beim Taj Mahal oder das erste Licht des Tages bei der Christus-Statue in Rio.

Wie geht es mit den „Zürich-Krimis“ weiter?

Nummer 13 befindet sich bereits in Post-Produktion, im Mai drehen wir Nummer 14 und im Herbst zwei weitere Folgen. Und momentan lebe ich zu Hause im bayerischen Wald sehr vernünftig, gehe viel mit dem Hund spazieren und zwei Mal pro Woche einkaufen und warte natürlich auf die Impfung. Denn so schnell werden wir nicht in unser altes Leben zurückkehren können. Das, glaube ich, wird noch dauern.

Bis wann?

Na ja, ab Sommer, denke ich, werden Touristen zum Beispiel im schönen Velden keine freie Badewanne mehr finden.