Der steirische Landkrimi ist der erfolgreichste der ORF-Reihe. Derzeit entstehen der fünfte und sechste Teil der Reihe. Eine der beiden Hauptdarsteller, die in Wien geborene MiriamStein, wird sich nach dem fünften Fall verabschieden. Ihr folgt Anna Unterberger ("Die Toten von Salzburg"), die künftig an der Seite von HaryPrinz ermitteln soll.

Davor steht aber die ORF-Premiere des vierten steirischen Falls an: Miriam Stein ermittelt in der Verfilmung von Claudia Rossbachers Krimiroman darin als Sandra Mohr nach einem vermeintlichen Selbstmord im bäuerlichen Milieu. Im Interview spricht die 32-jährische Schauspielerin, die mit ihrem Lebensgefährten Volker Bruch in Brandenburg lebt, über Klimaschutz, die Unplanbarkeit von Schauspielkarrieren und den Wert, sein eigenes Gemüse zu ernten.

Am Anfang über das Ende: Warum ziehen Sie nach der fünf Episoden einen Schlussstrich unter der steirischen Ausgabe der ORF-Landkrimi-Reihe, Frau Stein?
Miriam Stein: Generell habe ich den Beruf ergriffen, weil ich die Abwechselung mag und es das Schönste ist, immer neue Rollen und Herausforderungen zu bekommen. Ich hatte das Gefühl, ich war jetzt lange genug Sandra Mohr. Es war voll die schöne Zeit, liebe den Wolfgang (Anm.: Murnberger) und das ganze Team, wollte aber mehr Zeit haben, andere Sachen zu machen.

Brigitte Hobmeier hat in "Steirerwut" eine Episodenrolle als Alpakazüchterin.
Brigitte Hobmeier hat in "Steirerwut" eine Episodenrolle als Alpakazüchterin. © ORF

Wenn man sagt, man will sich neuen Projekten zuwenden: Wie gut lässt sich so eine Schauspielkarriere eigentlich planen?
Stein: Gar nicht. Ich weiß tatsächlich nicht, was ich als Nächstes drehen werde. Man muss einfach ein Grundvertrauen haben – und das habe ich. Und man sollte gut wirtschaften können, darf nicht alles, was man verdient hat, gleich ausgeben, weil man nicht weiß, wann das nächste Projekt kommt. Es ist aber auch wichtig, sich mit sich beschäftigen zu können: Vielen Kollegen fällt es schwer, nicht zu drehen, weil sie sich komplett darüber definieren, zu arbeiten. Ich arbeite sehr gerne auch nicht.

In einem Interview erzählten sie kürzlich, Gemüse anzubauen wäre auch ein schöner Beruf. Warum ist es für Schauspieler allgemein ein No-Go, öffentlich über alternative berufliche Wege nachzudenken?
Stein: Ich weiß gar nicht, warum. Vielleicht kommt das von der Gesellschaft, weil alle denken, es ist so etwas Besonderes Schauspieler oder Schauspielerin zu sein – und es ist ein besonderer Beruf. Aber ich finde, dass man, wie in jedem Beruf, auch hier darüber nachdenken darf, was es sonst noch für interessante Aufgaben gäbe. Bei diesem Beruf ist ja das Tolle, dass ich beides machen kann: ich kann drehen – und ich könnte nicht ohne Dreharbeiten leben – aber ich kann auch, zwischendurch Gemüse anbauen. Sein eigenes Essen herstellen zu können, gibt einem ein Gefühl von Unabhängigkeit und Kraft.

Sie haben gemeinsam mit drei Kollegen die „changemakers.film“ gestartet, eine Initiative für einen klimaschonenden Filmbetrieb. Wie geht es da weiter?
Stein: Unser Traumziel ist es, verbindende Richtlinien zum grüneren Drehen zu haben, die an Fördergelder gebunden sind. Dass es ganz klar ist, dass nur noch Filme gefördert werden, die gewisse Grundkriterien, auf die man sich einigen kann, erfüllt werden. Da sind wir gerade dran.

Wie optimistisch sind Sie, dass wir gesellschaftlich ein klimaneutrales Leben schaffen?
Stein: Vorweggesagt, ich könnte meinen CO2-Ausstoß nicht auf null reduzieren, aber wir sollten uns alle fragen, was wir anders machen müssten, damit wir auf diesem Planeten eine Zukunft haben.  Vor Corona war mit Fridays for Future ja wirklich viel los, ich habe also schon die Hoffnung, dass die Menschen klug genug sind, zu erkennen, dass ihr Verhalten einen großen Teil dazu beiträgt wieviel CO2 pro Kopf wir ausstoßen. Man kann bei so vielen Dingen ansetzen, Ernährung, Konsum, Reiseverhalten. Und ja es ist jetzt die richtige Zeit umzudenken und neue Wege zu gehen. Wir sollten Corona auch als Chance sehen zu hinterfragen, weshalb wir so angreifbar geworden sind, und wie wir eigentlich leben wollen. Jetzt ist die Zeit da umzudenken, neue Wege zu gehen.

Wir leben in einer Zeit, in der Gewissheiten infrage gestellt werden. Wie geht’s Ihnen mit der Coronakrise?
Stein: Den Lockdown habe ich ehrlich gesagt genossen. Ich wohne ja mittlerweile auf dem Land, und da hatte ich einfach wahnsinnig viel Zeit, Gemüse anzubauen. Das war schön, abgesehen davon, dass ich dann irgendwann gemerkt habe, ich sollte wieder einmal Geld verdienen (lacht). Da muss man sagen, es ist ja sowohl Deutschland als auch Österreich wenig dazu eingefallen, wie man Künstler und Künstlerinnen über diese Zeit bringt.

Sie leben mit Ihrer Familie in Brandenburg. Wie viel Österreich-Bezug – Ihre Mutter ist Österreicherin – gibt es noch?
Stein: Tatsächlich war der „Steirerkrimi“ bislang ein Fixpunkt für mich, einmal im Jahr nach Österreich zu kommen und Freunde- und Verwandte zu besuchen. Ich hoffe, dass ich weiterhin in Österreich drehen werde. Auch mit dem Murnberger und seinem Team. Aber ja, diese fixe Garantie, einmal im Jahr dort zu sein, habe ich aufgegeben.

Den Dialekt werden sie hoffentlich nicht so schnell vergessen.
Stein: Nein, bestimmt nicht. Sobald ich wieder da drehe, ist er da. Oder wenn ich mit meiner Mama oder einer Freundin telefoniere.

Sie haben sich einmal als leidenschaftliche Kinogeherin bezeichnet, Fernsehen spiele hingegen keine große Rolle für sie. Wie halten Sie es mit Streaming?
Stein: Ich nutze es, obwohl das ja klimatechnisch ganz katastrophal ist. Aber man kann nicht perfekt sein – was übrigens etwas ist, was mich nervt in dieser Klimadiskussion: Immer auf Menschen zu zeigen, die sich engagieren, und ihnen vorzuwerfen, nicht hundertprozentig konsequent zu sein. Aber zurück zur Frage: Ich schau auch Netflix und Co., da gibt es einfach tolle Serien. Ich habe keinen Fernseher, wenn ich deutsche Filme sehen will, dann nutze ich die ARD- oder die ZDF-Mediathek. Ich war nie eine Fernseh-Enthusiastin und sag immer „never take the drugs you deal with” (deutsch: „Nimm nie die Drogen, die du verkaufst“).

Gerade wird Ihr letzter Fall „Steirertod“ gedreht. Welcher Ausstieg ist für Sie vorgesehen. Ein spektakulärer oder ein nüchterner Abschied?
Stein: Ich darf das, glaube ich, nicht konkret verraten. Ich kann aber sagen: Es wird dramatisch und aufregend. Das muss man sich anschauen.