Eduard Zimmermann erfand 1967 nicht einfach eine Sendung. Er schuf mit „Aktenzeichen XY“ eine der erfolgreichsten Institutionen des deutschsprachigen Fernsehens. Der Kniff: Die Sendung spielt mit urmenschlichen Empfindungen. Angst, Neugierde, dem Hang zum Voyeurismus, dem schizophrenen Verhältnis zu Regeln. Mehr als 30 Millionen Zuseher erreichte die Sendung zu ihren besten Zeiten und erst heuer kündigte ORF-Chef Wrabetz eine mögliche neue Österreich-Ausgabe der Krimi-Reihe an. Mittlerweile ist man angesichts des durch Corona verschärften Spardrucks vorsichtiger geworden: „An der grundsätzlichen Idee einer Österreichischen Ausgabe von ‚Aktenzeichen XY‘ halten wir fest. Corona-bedingt gilt es jedoch jetzt einmal die Programmvorhaben für das kommende Jahr zu evaluieren, welche Projekte letztlich umgesetzt werden können steht zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht fest", heißt es von Seiten des ORF.

Zuletzt hat "Aktenzeichen XY" wieder gezeigt, dass es Relevanz und nicht nur Unterhaltungswert besitzt, als im Fall der vor 13 Jahren verschwundenen Madeleine „Maddie“ McCann das BKA die Öffentlichkeit zur Mithilfe aufrief und daraufhin Hunderte Hinweise eingingen.

True-Crime-Empfehlungen

Der kleine kecke Bruder der deutschen Erfolgsreihe sind die seit Jahren stark nachgefragten True-Crime-Serien. Das Genre beginnt beim echten, meist tragischen Kriminalfall und endet beim Unterhaltungsfernsehen. Je nach Charakter der Serie ist sie eher auf der einen oder eher auf der anderen Seite dieser Bandbreite angesiedelt. Müsste man einen küren, dann wäre Streamingriese Netflix hier Klassenprimus. Keine Plattform hat mehr Abgründiges im Angebot. Wobei ihr letzter Coup alle Rekorde bricht: „Tiger King“ („Großkatzen und ihre Raubtiere“). Man nehme zwei Besitzer von Großkatzen-Privatzoos, die sich hassen wie die Pest, und kombiniere rundherum eine ganze Auswahl an Verbrechen – von möglichem Mord über Tierquälerei bis hin zu Drogenkonsum. Vielfach ausgezeichnet ist das TV-Format „American Crime Story“ (Netflix), das prominente Mordfälle in den Fokus rückt: Staffel eins arbeitete den Fall O. J. Simpson auf, Staffel zwei widmet sich dem Mord am Stardesigner Gianni Versace.

Die seit 2017 laufende Serie „Mindhunter“ (Netflix) beleuchtet die Anfänge des Profiling und rückt die FBI-Fallanalytiker John E. Douglas und Robert K. Ressler in den Mittelpunkt, die bei der Ermittlungs- und Forschungsarbeit rund um Serienmörder Pionierarbeit leisteten. „Unbelievable“ (Netflix) handelt von einem Vergewaltigungsopfer, dem niemand Glauben schenken will.

Ebenso schockierend ist „When They See Us“ (Netflix): Als 1989 im Central Park eine weiße Joggerin vergewaltigt wurde, wurden fünf schwarze und ein lateinamerikanischer Teenager als Täter verhaftet und zu Geständnissen gezwungen. Aktuell beleuchtet „Jeffrey Epstein: Stinkreich“ (Netflix) die Machenschaften des US-Investmentbankers, der über Jahre hinweg Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht und zur Prostitution gezwungen hat. Mit Beziehungen in die allerhöchsten Kreise – bis zum britischen Royal Prinz Andrew.