Im Lob des ORF gehen die Leistungen der Privatsender zu Unrecht unter. Die Quotenerfolge des öffentlich-rechtlichen Programms verdecken die Qualität der alternativen Informationsangebote von Puls 4, ATV und Servus. Auch sie feiern Rekord-Reichweiten und –Marktanteile. In Ihrer Liga. Dass diese grundsätzlich weniger Publikum hat, ist ein jahrzehntelanges Versäumnis der österreichischen Medienpolitik. Sie hat wie nirgendwo sonst in Europa über alle gesellschaftliche und technologische Entwicklung hinweg auf dem Rundfunkmonopol beharrt. Also konnte die Konkurrenz hier erst viel später starten – und ist heute auch deshalb nur mit Vorbehalt in österreichischer Hand.
Das ändert nichts daran, dass von Meinhard Knapp und Sylvia Saringer (ATV) über Corinna Milborn und Thomas Mohr (Puls4) bis zu Michael Fleischhacker und Ferdinand Wegscheider (Servus) die Galionsfiguren der Privaten den Vergleich mit ORF-Größen längst nicht mehr zu scheuen brauchen. Auch das Spektrum ihrer erahn- bis kennbaren politischen Positionierungen ist eine Bereicherung der heimischen Mediendemokratie. Doch die Eigentumsverhältnisse der Privatsender sind ein Grund, warum der öffentlich-rechtliche Platzhirsch hierzulande unter Naturschutz steht.
Das beginnt mit Servus TV, das zuweilen österreichischer wirkt als der ORF. Dietrich Mateschitz erschüttert damit die Austro-Festung des Küniglbergs. Doch der Sender ist eine Tochterfirma von Red Bull. Dort ist Mateschitz zwar der geschäftsführende Gesellschafter, verfügt aber nur über 49 Prozent. Die Mehrheit hält die thailändische Familie Yoovidhya.
Puls 4 und ATV hingegen gehören zum an der Frankfurter Börse notierten TV-Konzern ProSiebenSat.1, wo soeben der stellvertretende Vorstandschef seinen Hut genommen hat. Seine größten Aktionäre sind Silvio Berlusconis Mediaset (20%) und der tschechische Investor Daniel Kretínsk (10%), dem laut Manager Magazin der „Hautgout des Unseriösen“ anhafte. Auch als Mittel gegensolche Image-Dellen hat ProSiebenSat.1 ab Ostermontag eine neue Aufsichtsrätin: AntonellaMei-Pochtler. Sie ist auch als Beraterin von Bundeskanzler Sebastian Kurz bekannt.
All das mag keine Auswirkungen auf das Programm haben. Und Mateschitz beweist mit seiner hundertprozentigen Privatstiftung der Rechercheplattform Addendum, wie wichtig ihm guter Journalismus ist. Doch bei den Privatsendern bleibt ein Restrisiko der Letztentscheidung außerhalb Österreichs. Das macht den ORF trotz seiner parteipolitischen Umklammerung noch stärker als er ist.
Peter Plaikner ist Politikanalyst und Medienberater mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.