"Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß." An Rilke fühlt man sich erinnert, liest man die Bilanz des ORF-Kultursommers: Über 500 Stunden Programm wurden in TV und Radio angeboten. Alleine im Fernsehen erreichte man u.a. mit Übertragungen und Berichten von den Festspielen in Salzburg, Bregenz, Grafenegg, St. Margarethen und Mörbisch in Summe 4,706 Millionen Österreicherinnen und Österreicher.
Diese erfreulichen Zahlen machten den ORF "einmal mehr zur Benchmark der Kulturvermittlung und bestätigt uns in unserem Engagement für die Kulturnation Österreich", ließ ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in einer Aussendung wissen. Während sich Wrabetz am Donnerstag Abend die Eröffnungsproduktion der neuen Burgtheater-Direktion von Martin Kusej nicht entgehen ließ, präsentierte ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl im Reaktor in Wien-Hernals die Kulturdoku-Highlights der kommenden Wochen. Denn auch der Herbst verspricht reiche Ernte. "Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben", ahnte Rilke in seinem "Herbsttag"-Gedicht. Fernseher hatte er noch keinen.
"Kultur betrifft so gut wie alle Lebensbereiche, daher produzieren wir Filme über Wohnen und Essen, Achtsamkeit und Zivilgesellschaft ebenso wie über Kunst, Musik und Literatur", sagte Traxl laut ORF. "Das Spektrum reicht vom altehrwürdigen Museum bis zur erfolgreichsten österreichischen Popband der Gegenwart. Genau das macht unser Feld so spannend: die nahezu grenzenlose Themenvielfalt und die unterschiedlichen Stimmen, die kritisch, euphorisch, hinterfragend, frech, provokant, rätselhaft, erhellend oder einfach nur schön sein können. Die ORF-Kultur bringt diesen Chor zum Klingen!"
Kein Chorknabe, sondern einer, der seine Stimme stets laut erhob, wenn es die politische Lage wieder einmal erforderte, ist der Dramatiker Peter Turrini, der am 26. September seinen 75. Geburtstag feiert. "Peter Turrini - Eine komische Katastrophe" heißt das ihm gewidmete neue Porträt von Danielle Proskar, das am 23. September um 23.15 Uhr auf ORF 2 erstmals ausgestrahlt wird. "Hinter den Kulissen eines Wiener Museums" hat Florian Gebauer für seine neue Dokumentation "Das Naturhistorische" recherchiert (29. September, 22.55 Uhr, ORF 2). "Bilderbuch - Ein österreichisches Popmärchen" (7. Oktober, 23.15 Uhr, ORF 2) ist die von Dietmar Petschl und Siegfried Steinlechner gestaltete Fortsetzung ihrer im Vorjahr produzierten Doku "Wiener Nächte - Musik und Melancholie".
Schwerpunkte gelten Jubiläen wie "50 Jahre Internet" oder "50 Jahre ORF RSO Wien", dessen neue Chefdirigentin Marin Alsop am 3. November (9.05 Uhr, ORF 2) von Bernadette Wegenstein als "Botschafterin der Musik" porträtiert wird. Auch Themen wie der Wiener Zeitgeist der 80er Jahre oder die Entwicklung sozialer Urbanität durch selbstbestimmten Wohnbau werden dokumentarisch aufgearbeitet. Mit der Fortsetzung der ORF-Dokureihe "Reiseckers Reisen" weiß man dann auch, wo man am besten "in den Alleen hin und her unruhig wandern" kann, "wenn die Blätter treiben". Mit oder ohne Rilke.