Das Setting ist grotesk. Eisenstadt, nicht unbedingt urbanster Hotspot des Landes, bekommt eine ORF-„Stadtkomödie“ und diese erzählt auch noch von Wintersport – ausgerechnet in brettlebener Umgebung.
In „Curling für Eisenstadt“ (heute, 20.15 Uhr, ORF 1) rückt Schauspielerin und Sängerin Katharina Straßer als verwöhnte Winzertochter und provokative Touristik-Managerin Vicki Kapfensteiner aus, um ihren Job, ihre Stadt und gleich ihr ganzes Leben zu retten.
Der KomödienspezialistAndreas Schmied („Love Machine“, „Harri Pinter, Drecksau“) stellt in seiner, wie er sie nennt „Sportfilmkomödie“ vier Frauen (Marlene Morreis, Veronika Polly, Maddalena Hirschal, Katharina Straßer) in den Mittelpunkt der Handlung. Nach einem Fauxpas sperrt Vickis Vater (Wolfgang Böck) seiner „Prinzessin“ alle Kreditkarten. Sie beschließt, es ihrem „Papsilein“ zu zeigen, und schmiedet den Plan, die Damen-Curling-WM ins Burgenland zu bringen. Das Problem dabei: Es gibt weder eine Mannschaft noch einen Coach noch eine Halle dafür. Deswegen braucht es einen Sponsor: den Hendl-Kaiser. Dort trainieren die „Hendl Kaisers Chicken Nugget Queens“ – und ihre Outfits sehen so aus wie ihr Teamname – mit Curlingsteinen, die einmal Grabsteine waren und dann recycelt worden sind und einer Ex-Curling-Sportlerin aus der DDR (Maria Simon), die ihren Frust in Hochprozentigem ertränkt.

Wischen, wischen, wischen


Und dazu dann noch das Wischen mit dem Besen. Die Ausgangslage für diese Komödie ist köstlich. Katharina Straßer stand zwölf Wochen nach der Geburt ihrer Tochter wieder am Set vor der Kamera. Diese Rolle, erzählt die 35-Jährige, wäre einfach zu reizvoll zum Ablehnen gewesen: „Man kriegt kaum Angebote für eine Rolle in so einem starken Frauenfilm“, sagt sie. Und: „Ich dachte mir: ,Wer weiß, wann das wieder kommt.‘“ Also habe sie zugesagt, als die Kleine noch gar nicht auf der Welt war. Straßer bekam einen eigenen Wohnwagen, einen beheizten. Denn: Am Set ging es aufgrund der Eistemperaturen mitunter frostig zu. „Wir haben vorher trainiert. Sonst könntest du dich auf dem Eis ja gar nicht bewegen.“

Gewitzte Emanzipationsgeschichte


Straßer trägt den Film als Anzettelerin. Am Ende ist Schmied aber mehr als eine rasant geschnittene Komödie mit einer Frauenmannschaft geglückt, sondern auch eine starke, gewitzte Emanzipationsgeschichte. Die eine emanzipiert sich von ihrem Vater, die andere von ihrem Mann, eine Weitere von ihrer besten Freundin und die Trainerin ein Stück weit von ihren Traumata. „Es geht auch um Freundschaft und um die Wandlung dieser anfangs nicht sehr sympathischen Figur“, sagt Straßer, die aktuell die siebente Staffel von „Schnell ermittelt“ dreht und nebenbei noch mit ihrem Liederabend-Programm „Alles für’n Hugo“ als Cissy Kraner tourt.