Der Generalsekretär des Außenministeriums, Johannes Peterlik, hat am Dienstagnachmittag den Botschafter der Ukraine ersucht, sich bei ukrainischen Behörden für eine Akkreditierung von ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz und seinem Team im ostukrainischen Frontgebiet einzusetzen. Dies teilte eine Ministeriumssprecherin der APA mit. Von einer Lösung der Causa war zunächst keine Rede.
Peterlik habe bei seinem Treffen mit Botschafter Olexander Scherba klargestellt, dass Medienfreiheit und der Schutz von Journalisten weltweit ein besonderes Anliegen Österreichs sei, erklärte die Sprecherin. Konkret habe der Generalsekretär gefordert, dass dem ORF-Korrespondenten, seinem Team und allen anderen betroffenen Journalisten ehebaldigst eine Presseakkreditierung für die vom Konflikt betroffenen Gebiete auf ukrainischer Seite der Waffenstillstandslinie erteilt werde.
Ebenso war die Rede von einer Genehmigung zur Passierung der Waffenstillstandslinie sowie von legalen Einreisen auf die von Russland annektierte Halbinsel Krim. Zumindest während des Ausnahmezustands, der Ende Dezember wieder aufgehoben wurde, war beides laut Medienberichten für ausländische Journalisten zeitweise unmöglich.
"Der Generalsekretär hat sehr deutlich gemacht, worum es der österreichischen Regierung geht. Ich habe das gleiche getan - im Namen meiner Regierung", erklärte Scherba am Dienstagnachmittag gegenüber der APA. Beide Seiten seien interessiert, dass die Situation um Herrn Wehrschütz die bilateralen Beziehungen nicht erschwere, betonte der ukrainische Botschafter. "Allerdings hat jede Seite seine eigene Vorstellung, wie das Problem gelöst werden kann. Jetzt liegt es an Diplomaten, eine Lösung zu finden", sagte er.
Der ORF-Korrespondent in der Ukraine, Christian Wehrschütz, hat Ende Dezember über massive Schikanen in der Ukraine geklagt. Eine neuerliche Akkreditierung für die ukrainischen Frontgebiete sei ihm kommentarlos verweigert worden. Eine SBU-Sprecherin bezeichnete Wehrschütz gegenüber der APA als "prorussischen Propagandisten", fügte jedoch hinzu, dass es sich dabei um ihre persönliche Meinung handle. "Der Kern des Problems ist, dass die derzeitige Führung in der Ukraine kein Verständnis für eine objektive und kritische Berichterstattung hat", betonte Wehrschütz, der von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) unterstützt wird.
Botschafter Scherba bezeichnete die Situation nach einem Treffen mit Wrabetz Ende Dezember als "bedauerlich". Er werde sich dafür einsetzen, dass eine Lösung in der Frage der Akkreditierung gefunden werde. Allerdings sei es das gute Recht der Ukraine, darüber eine Meinung zu haben, ob der "Ton" und die "Darstellung" von Wehrschütz ausgewogen seien, fügte der Botschafter damals hinzu.