Auf geballte Starpower setzt der Onlinehändler Amazon, wenn es um die anstehenden Serienhighlights des Unternehmens geht: In dieser Woche wurden in London etliche neue Formate vorgestellt, im Curzon-Mayfair-Kino nahmen Hollywoodgrößen wie Julia Roberts, Orlando Bloom oder Jon Hamm Platz. Zwar sei der Anspruch der Verantwortlichen "Qualität vor Quantität", an Vorhaben mangelt es aber nicht.

Ganz vorne mit dabei ist sicher "Carnival Row": Die von René Echevarria and Travis Beacham entwickelte Serie, die kommendes Jahr bei Prime Video starten soll, handelt von einer magischen Welt, in der mythische Kreaturen ihre Heimat verlassen müssen und auch eine gute Portion Krimi mit von der Partie ist. "Mir war einfach wichtig, dass dabei auch gesellschaftspolitische Themen verhandelt werden", sah Cara Delevingne eine Parallele zwischen Fiktion und Realität. "Immigration ist allgegenwärtig, und man muss darüber diskutieren."

Ähnlich sah es ihr Co-Star Bloom, könne man mit dieser "Fantasywelt" doch einen "Blick von außen auf unsere Gesellschaft" werfen. "'Carnival Row' ist dabei wie nichts, was ich zuvor gelesen habe." Viktorianische Einflüsse seien ebenso dabei wie Steampunk-Anleihen. "Und letztlich können wir in diesem Rahmen größere Fragen verhandeln." Delevingne, die eine Fee spielt, sieht in ihrer Rolle auch eine "Empfehlung" an die Menschheit. "Dieses Volk nimmt nur von der Natur, was es braucht, gibt aber auch etwas zurück. Außerdem ist sie eine Überlebende, sie kämpft, ganz egal was man ihr entreißt."

Orlando Bloom
Orlando Bloom © Paul A. Hebert/Invision/AP (Paul A. Hebert)

Für beide Schauspieler sind es die ersten Gehversuche im Serienfach. "Es war toll, mit vier verschiedenen Regisseuren zusammenzuarbeiten", so Bloom. "Dadurch bekommst du immer wieder einen neuen Zugang zu dieser Story, was eine echte Entwicklung nach sich zieht. Diese Flexibilität habe ich sehr genossen, es war gleichzeitig aber auch eine Herausforderung." Nicht zuletzt die an verschiedenen Orten abgehaltenen Dreharbeiten brachten den Hollywoodstar ins Schwärmen. "Was sie etwa in Prag aufgebaut haben, war unglaublich. Diese Detailverliebtheit: Das ist wirklich ein Zeichen dafür, welche Größe diese Serie erzielen will."

Mit viel Vorfreude warten Fans wohl auch auf "Homecoming": Sam Esmail ("Mr. Robot") hat sich dafür des fiktionalen Podcasts von Eli Horowitz and Micah Bloomberg angenommen, der sich mit einer US-Regierungsorganisation auseinandersetzt, die Soldaten auf ihrem Weg in das zivile Leben begleitet. In der Hauptrolle ist Oscarpreisträgerin Julia Roberts zu erleben: Sie spielt Psychologin Heidi Bergman, die die Soldaten betreut und immer tiefer in die zum Teil recht undurchsichtige Organisation hineingezogen wird. Und obwohl es ihre erste Fernsehserie ist, hat Roberts die Arbeit daran nicht unbedingt als solche empfunden. "Sam hat es fast wie einen Film gedreht, auch viele Leute aus der Crew haben diesen Hintergrund."

Davon abgesehen gab es erste Einblicke in "Good Omens" nach dem gleichnamigen Buch von Neil Gaiman und Terry Pratchett mit dem höchst sympathischen und charismatischen Gespann David Tennant (als Dämon) und Michael Sheen (als Engel). Zu erwarten ist eine herrlich absurde Geschichte über das bevorstehende Ende der Welt, in der man auch "Mad Men"-Star Jon Hamm als Erzengel Gabriel erlebt. Dessen früherer Arbeitgeber, so könnte man sagen, war wiederum mit "The Romanoffs" präsent: Showrunner Matthew Weiner stellte seine achtteilige Show vor, in der die Episoden in Filmlänge als geschlossene Einzelwerke funktionieren. Die Serie beginnt am 12. Oktober mit einer Doppelfolge.

Aus Deutschland war wiederum Regisseur Marco Kreuzpaintner mit seinem sehr düsteren Projekt "Beat" (Start: 9. November) vertreten. Er beschäftigt sich mit dem Berliner Nachtleben und kreuzt die Technoszene mit einer Mafiageschichte um Menschenhandel und Gewalt. In die Titelrolle des Clubpromoters Robert "Beat" Schlag schlüpft Jannis Niewöhner, der u.a. bereits im ORF/ZDF-Dreiteiler "Maximilian" gute Figur gemacht hat. Und es gibt darin auch ein Wiedersehen mit Karl Markovics in einer großen Serienproduktion.