Böse Zungen behaupten, dass Tintifax, Zwerg Bumsti, das Krokodil, der Kasperl und die freche Mimi in der Realpolitik bis heute überlebt haben. Allen Ü-30-Jährigen muss man nicht erklären, wer das ist und wer diesen unvergesslichen Figuren vor der Kamera Leben einhauchte: Arminio Rothstein, besser bekannt als Clown Habakuk.
Sein Zauberspruch „Summ summ“ oder aber auch der Ausruf „Das Beeeeste iiiiiiiist, das Beeeeeeste iiiiiiist ...“ assoziiert man unweigerlich mit jener kultigen Fernsehfigur, die das ORF-Kinderprogramm seit Ende der 1960er prägte und die nicht selten einen Quotensieg gegen David Hasselhoff in „Knight Rider“ einfuhr.
Der berühmte Zauberer war auch für Filmemacher Christian Hager ein Idol seiner Kindheit. Als er vor einigen Jahren, dem Kasperltheater-Alter schon längst entwachsen, nachmittags auf das zeichentricklastige, rasant geschnittene und amerikanisch anmutende Kinderfernsehen des öffentlich rechtlichen Senders stieß, erinnerte er sich an „Clown Habakuks Puppenzirkus“ und den bunten Fernsehvogel mit der roten Nase, dem zerknitterten Hut und dem Clowngesicht. „Ich fragte mich: Was ist eigentlich aus Habakuk geworden?“, sagt Hager. Die Idee für eine Fernsehdokumentation war geboren. Morgen Abend läuft „Arminio Rothstein, das bunte Leben des Clown Habakuk“ auf ORF 2 (23.15 Uhr). Das Wiedersehen mit dem Idol, das am 25. Juli 90 geworden wäre, macht Freude.
Der Film porträtiert einen vielseitigen Künstler, ein im Studio gefürchtetes Zornbinkerl, einen unkonventionellen Lehrer und einen Pionier des Puppenspiels. Aber: Die Doku ist auch eine Zeitreise in eine TV-Ära, in der der Schnitt gemütlich, die Pointen zelebriert und die Frisuren der Beteiligten furchteinflößend waren.
Hager hat sich durch Archivmaterial aus den Jahre
n von 1960 bis 1994, dem Todesjahr Rothsteins, gewühlt und prominente Wegbegleiter wie Thomas Brezina, er war einer von Habakuks Puppenspielern, oder Moderatorin Edith Rolles vor die Kamera geholt. Die Witwe Christina Rothstein erzählt von seiner Leidenschaft für seine Puppen und Marionetten und von ihrer Liebe: „Er war wie eine Kerze, die an beiden Enden brannte“, sagt sie. Auch Rothstein selber kommt zu Wort.
Am spannendsten sind kaum bekannte Passagen, in denen von Rothsteins Jugend berichtet wird, in der sich der Sohn eines jüdischen Rechtsantwalts verstecken musste, um schließlich 1945 von der Roten Armee befreit zu werden und seine Matura nachzuholen.