Wer mit Semino Rossi nicht per Du ist, spricht ihn mit "Herr Semino" an. So lautet der Familienname des gebürtigen Argentiniers mit dem hinreißenden spanischen Akzent. Omar Ernesto Semino steht im Pass. Rossi war eine Idee der Plattenfirma, nachdem er 2001 bei einer Party vor 25 Leuten in Innsbruck als Sänger entdeckt wurde. Bis dahin tingelte der heute 55-Jährige als Musikant durch Hotels in der Schweiz, Italien, Spanien und Österreich. Seit dem Durchbruch lebt er in Tirol und platziert fast jedes seiner Alben auf Platz eins, so auch die jüngste Scheibe "Ein Teil von mir". Zudem will keine große Musikshow auf ihn verzichten: Am Samstag  tritt Rossi bei der "Starnacht am Wörthersee" auf, am 29. Juli beim "Musi Open Air" in Bad Kleinkirchheim (jeweils live um 20.15 Uhr in ORF 2).

Herr Semino, die "Starnacht" und das "Musi Open Air" scheinen von immenser Bedeutung zu sein. Dieser Tage stellen sich viele Sänger den Medien und es erscheinen neue Alben - etwa von Ihnen, den Amigos, dem Nockalm Quintett ...
SEMINO ROSSI: Solche Termine sind das Beste, was einem Künstler passieren kann, denn auf einmal sehen dich im ORF und dem MDR Millionen. Ohne Fernsehen ist das nicht möglich.

Was machen Sie zwischen Starnacht und Musi Open Air? Bleiben Sie in Kärnten?
SEMINO ROSSI: Nein, ich habe einen Auftritt in der Schweiz, drei Tage frei und komme dann zurück.

In der Nummer "Zuhaus ist da, wo man dich liebt" singen Sie "Mal geht's bergauf, mal bergab". Ganz ehrlich: Seit Sie 2001 entdeckt wurden, ist es doch nie mehr bergab gegangen, oder?
SEMINO ROSSI: Seit damals verläuft die Karriere sehr stabil, mit kleinen Ausreißern nach oben und unten. Aber das ist normal. Manchmal verkaufst du ein bisschen mehr Platten, manchmal ein bisschen weniger. Ich war immer in einer guten Position und bin total zufrieden.

So viele Liebeslieder, wie Sie für Ihre Frau schon gesungen haben, muss sie wohl zu den glücklichsten Menschen der Welt zählen. Nun wieder mit der Nummer "Dafür lieb ich dich". Ist dem so?
SEMINO ROSSI: Das müssten Sie schon meine Frau fragen, aber ich glaube, sie ist total glücklich und zufrieden mit mir. Wir sind schon fast 30 Jahre zusammen.

Gibt es nichts, worüber sich Ihre Frau bei Ihnen immer wieder ärgert?
SEMINO ROSSI: Hm, da muss ich nachdenken . . . auf die Schnelle fällt mir nichts ein.

Sind Sie der beste Ehemann der Welt?
SEMINO ROSSI: Nein, nein! Das bin ich nicht. Manchmal bittet mich meine Frau etwas zu machen und ich sage "Später!". Das kann ein bisschen Ärger geben, ist aber nur eine minimale Sache.

Blicken Sie ab und zu ein bisschen neidig auf Kollegen wie Helene Fischer, Andrea Berg und Andreas Gabalier, die auch Stadien füllen können?
SEMINO ROSSI: Auf keinen Fall! Gabalier hat diesen Platz den er gerade einnimmt verdient, denn er hat eine fantastische Kraft. Ich wünsche ihm alles was möglich ist. Das gilt auch für Helene Fischer und Andrea Berg. Alle haben hart gekämpft, um da zu sein, wo sie heute sind.

Semino Rossi, Helene Fischer und DJ Ötzi bei der Starnacht 2009.
Semino Rossi, Helene Fischer und DJ Ötzi bei der Starnacht 2009. © Helmuth Weichselbraun

Ihre Lieder beschreiben eine heile Welt, die es ja nicht gibt. Wären kritischere Texte eine Option?
SEMINO ROSSI: Ich singe von der Liebe und von der Liebe wird immer schon gesungen. Das ist keine heile Welt, das ist eine echte Welt, die auch existiert. Das ist mein Stil und dem bleibe ich auch treu. Gott sei Dank gefällt es den Fans, sie akzeptieren mich so.

Von der Liebe ist es ein kleiner Schritt zur Freundschaft. Lässt sich so etwas in der Schlagerbranche finden?
SEMINO ROSSI: Wir sind wie eine große Familie und manche haben hier sicher auch Freunde gefunden. Ich begrüße alle gerne, habe viele Bekannte und komme mit allen gut klar, aber so etwas wie einen "besten Freund" habe ich nicht gefunden.

Wann waren Sie zuletzt in Ihrer Heimat Argentinien?
SEMINO ROSSI: Vor drei Jahren habe ich eine Woche lang meine Mama, meinen Bruder und andere Verwandte besucht.

In Argentinien können Sie wohl unerkannt durch die Straßen gehen, oder?
SEMINO ROSSI: Da kennt mich keiner, stimmt.

Die Frisur war stets die gleiche. Hier 2006 mit Dagmar Koller
Die Frisur war stets die gleiche. Hier 2006 mit Dagmar Koller © ORF