Leicht hat es Roland Düringer (53) seinen Fans und Sympathisanten in den letzten Jahren nicht gemacht. Spätestens mit seiner Wutbürgerrede in „Dorfers Donnerstalk“ 2011 erinnerte nur mehr wenig an den Publikumsliebling aus so legendären Serien und Filmen wie „Kaisermühlen Blues“, „MA 2412“ „Muttertag“ oder „Poppitz“. Fortan gab sich der Schauspieler und Kabarettist als Mischwesen aus kritischem Querdenker und – laut Eigendefinition – „optisch verwahrloster“ Nervensäge. Erst zog er in seinen Wohnwagen und verzichtete auf scheinbare Selbstverständlichkeiten wie Handy, Fernseher und Fleisch. Dann gründete er im Herbst 2016 die Liste G!LT, die am 15. Oktober auf den Stimmzetteln für die Nationalratswahl stehen soll. Parteiprogramm gibt es keines, G!LT versteht sich als Angebot an diejenigen, die sonst lieber nicht oder ungültig wählen würden, da sie mit der klassischen Parteilandschaft nichts mehr anfangen können. Düringer selbst will allerdings nicht ins Parlament einziehen. Und er wirkt derzeit wieder etwas mehr wie früher – zumindest optisch. Sein neues Programm „Der Kanzler“ feiert am 17. Oktober Premiere und Donnerstag- sowie Freitagabend gibt es auf ORF III für seine Fans ein Wiedersehen mit Filmklassikern und Kabarettprogrammen.
ORF III zeigt am Donnerstagabend „Hinterholz 8“ von 1998 und am Freitagabendabend „Poppitz“ aus 2002. Wie sehr hat sich Roland Düringer seit damals verändert?
ROLAND DÜRINGER: Er ist körperlich schwächer geworden, fährt viel langsamer Motorrad als früher und ist nicht mehr so erfolgsorientiert wie damals. Ich würde sagen, ich bin heute weniger Getriebener als damals.
Am 15. Oktober wird gewählt, am 17. Oktober feiern Sie zufällig mit Ihrem neuen Programm „Der Kanzler“ Premiere. Wer aller inspirierte Sie für diese Rolle oder soll ich besser fragen, wer nicht?
ROLAND DÜRINGER: Nein, das ist natürlich kein Zufall. Ich habe ja den Premierentermin 17. Oktober 2017 bereits vor einem Jahr fixiert und dann meine einflussreichen Kontakte spielen lassen, um die Neuwahl für 15. Oktober zu datieren. Sogar Putin und auch die gesamte Raiffeisengruppe haben da für mich ein gutes Wort eingelegt. Der Kanzler soll natürlich in keinem Zusammenhang mit einer tatsächlich lebenden Person stehen, am ehesten wird er an Pablo Escobar erinnern ...
Damit Ihre Liste G!LT zur Nationalratswahl antreten darf, braucht es 2600 Unterstützungserklärungen. Ab wann kann man unterschreiben?
ROLAND DÜRINGER: Ab 25. Juli kann man gerne unter www.gilt.at eine Unterstützungserklärung downloaden, ausdrucken und am zuständigen Gemeindeamt oder Magistrat unterschreiben und an uns schicken. Dann ist es Zeit, Gesicht zu zeigen. Genug gesudert und gejammert, jetzt wird gehandelt.
Kürzlich vermeldete die Austria Presse Agentur, es gäbe über 700 Bewerber für Ihre Liste. Wie viele haben inzwischen insgesamt Interesse an der Mitarbeit bei G!LT bekundet?
ROLAND DÜRINGER: Insgesamt hatten wir ungefähr 1100 Bewerberinnen und Bewerber. Die Anmeldung wurde am 9. Juni geschlossen. Alle, die uns Lebenslauf und schlüssige Motivationsschreiben geschickt haben, werden in den nächsten Tagen online einen Politikerführerschein machen müssen. Wer diesen besteht, wird dann zu einem persönlichen Treffen geladen, und erst dann könnte ich zu den Anwärterinnen und Anwärtern etwas sagen. Werde ich aber nicht wollen.
Als Gast in „Willkommen Österreich“ sagten Sie im vergangenen März, Ihre Liste stehe „für nichts“. Warum soll eine Stimme für Sie letztendlich trotzdem nicht umsonst sein?
ROLAND DÜRINGER: Deine Stimme für G!LT ist keine Stimme für mich und daher ist sie nicht verloren. Es bleibt deine Stimme, weil sie keine der Parteien, die um deine Stimme mit leeren Versprechungen buhlen, erhält. G!LT bietet eine Chance, Politik zu entwickeln, im besten Fall wird G!LT ein wichtiger Schritt in Richtung Ende der Parteipolitik. Ob Demarchie, Liquid Democracy, Soziokratie , Bürgerräte etc. – das entscheiden dann die Menschen in diesem Land, aber es muss endlich Schluss sein mit diesem Parteien-Hickhack. Wir sollten endlich mehr Demokratie wagen. Unsere Parteiendemokratie funktioniert so, als ob fünf Marder und tausend Hühner demokratisch abstimmen, was es am Abend zum Essen geben wird. G!LT zu unterstützen bedeutet: Parteien raus aus unserem Parlament.
Christoph Steiner