Der Grazer Veit Dengler (48) verlässt die NZZ-Mediengruppe. Der Verwaltungsrat und der bisherige Geschäftsführer der NZZ-Mediengruppe sind zum Schluss gelangt, die Führung des Unternehmens in neue Hände zu legen, teilte das Schweizer Medienunternehmen mit. Dengler leitete die Geschäfte der "Neuen Zürcher Zeitung" seit Oktober 2013. Finanzchef Jörg Schnyder übernimmt vorerst interimistisch.
"Der Verwaltungsrat hat 2013 gemeinsam mit Dengler und der Unternehmensleitung eine neue strategische Ausrichtung erarbeitet. Alle sind sich einig, dass der strategische Fokus auf Publizistik weiterhin richtig ist. Verwaltungsrat und CEO sind aber unterschiedlicher Auffassung darüber, wie die Strategie in der nächsten Phase umzusetzen ist. Vor diesem Hintergrund sind sie zum Schluss gelangt, dass eine andere Person diese Aufgabe übernehmen soll", hieß es am Mittwoch aus dem Verlagshaus in Züricher Falkestraße.
"Veit Dengler hat das Unternehmen erfolgreich auf die digitale Welt ausgerichtet, Prozesse und Führungsstruktur modernisiert und die richtigen Talente an Bord geholt - die Unternehmensleitung und alle Bereiche sind stark aufgestellt. Gleichzeitig hat er die Druckaktivitäten verschlankt und die Regionalmedien unter eine einheitliche Leitung gestellt. Diese Maßnahmen haben sich zunehmend positiv in den unternehmerischen Kennzahlen niedergeschlagen. Nun geht es darum, die angestoßenen Innovationsprojekte zu realisieren und weiterzuentwickeln", erklärte Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod. Die Suche nach einer geeigneten Person für die nächste Phase der Strategieumsetzung habe man eingeleitet.
Der 48-jährige Dengler, der einer der Gründer der liberalen Partei NEOS ist, war in Vergangenheit als Reporter für das Osteuropa-Büro des Time Magazine tätig und übte danach verschiedene Funktionen bei Procter & Gamble, McKinsey und T-Mobile sowie beim Technologieanbieter Dell aus, wo er den Geschäftsbetrieb in 32 Ländern in Ost- und Mitteleuropa verantwortete. Ab 2012 übernahm der das Auslandsgeschäft des Internet-Rabatt-Portals Groupon, im Herbst 2013 wechselte er als CEO zur NZZ.
Bei der NZZ hat Dengler das Unternehmen auf Publizistik und Digitalisierung fokussiert. Mit der Verschlankung der Druckaktivitäten und der Zusammenlegung der Regionalmedien des Unternehmens stellte Dengler wesentliche Weichen für die Zukunft der Gruppe. Die wirtschaftlichen Kennzahlen entwickelten sich wieder positiv. Weniger erfolgreich liefen indes die Österreich-Aktivitäten mit dem Internet-Portal NZZ.at. Dengler ließ den Österreich-Ableger des Schweizer Medienhauses erst vor wenigen Wochen einstellen. Für die Trennung von Dengler habe das Projekt aber keine Rolle gespielt, betonte Jornod am Mittwoch bei einer Mitarbeiterversammlung.
Vielmehr hätten unterschiedliche Auffassungen über die weitere strategische Ausrichtung für das überraschende Ende des Engagements gesorgt. Dengler soll dem Vernehmen nach eine expansive Strategie mit Akquisitionen und neuen Geschäftsfeldern forciert haben, der Verwaltungsrat plädierte für eine zurückhaltendere Strategie mit Fokus auf bestehende NZZ-Produkte. Der Abschied Denglers erfolgt mit sofortiger Wirkung. "Ich gehe jetzt - und Servus", sagte Dengler nach einem Bericht des Schweizer Portals Persoenlich.com bei seiner zweiminütigen Abschiedsrede.