Was passiert im heutigen „Tatort“?
Zu Pharrell Williams’ Hymne „Happy“ werden die scheinbar rundum glücklichen Familien einer Eigenheimsiedlung vorgestellt. Der Song ist noch nicht zu Ende, als ein Mann von der Autobahnbrücke vor einen Lkw stürzt. Der Tote war ein Ordnungsfanatiker und lag mit mehreren Nachbarn im Clinch. Die Ermittler Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) stoßen auf viele Abgründe hinter den gestutzten Thujen.


Gibt es ein übergeordnetes Thema?
Ja. Jeder Vierte in Österreich hatte schon einmal Streit mit seinen Nachbarn. Die Vorstadt ist ein gut funktionierendes Fernsehmotiv – siehe „Desperate Housewives“ oder „Vorstadtweiber“. Dieser „Tatort“ erzählt nichts Neues, nimmt sich aber viel Zeit, um die Figuren zu zeichnen: die einsame Ehefrau, den Vorzeige-Stiefpapi, die Bilderbuchfamilie mit High-End-Griller im Garten. Schnell ist klar: Hinter den Fassaden tobt die Wut.


Wie schlagen sich die Ermittler?
Die Kölner sind routinierte Gesellschaftsabrechner. Es ist wunderbar, ihnen dabei zuzuschauen, wie sie Schicht für Schicht die brave Fassade abkratzen und die Abgründe und tiefen Wunden der Siedlung freilegen.


Woran hakt es bei diesem Krimi?
Eigentlich an gar nichts: Der Fall ist ein solider, fantastisch besetzter Krimi (großartig: Birge Schade und Werner Wölbern), ohne politische Ansprüche oder wagemutige Experimente. Woran es aber doch hakt: dass die ARD zum dritten Mal in diesem Jahr einen „Tatort“ aus Köln programmiert hat. Das nervt und muss nicht sein.


Wie spannend ist dieser „Tatort“?
Keine Einschlafgefahr, der Fall ist durchgehend packend – und eignet sich sogar dafür, ihn morgen den Kollegen nachzuerzählen.


Soll man Sonntagabend um 20.15 Uhr (ORF 2/ARD) einschalten?
Wer klassische Krimikost mag, ist hier genau richtig.