Bei uns heißen sie "Liebesg'schichten & Heiratssachen", "Herzblatt" und "Bauer sucht Frau", in Deutschland auch "Der Bachelor" oder "Schwer verliebt". Weil sie aus Sicht der türkischen Regierung gegen die "Bräuche, Traditionen und Kultur" der Türkei verstoßen, plant Ankara nun ein Verbot von Heiratsshows. Es gebe "merkwürdige Programme", die die "Heiligkeit" der Familie zu zerstören trachteten, sagte Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus einem Provinzsender, wie die Zeitung "Hürriyet" berichtete.
Die Regierung werde darauf bald mit einem Notstandsdekret reagieren, um den "Forderungen der Gesellschaft" nachzukommen. Im türkischen Fernsehen gibt es verschiedene Heiratsshows, die bei den Zuschauern sehr beliebt sind, doch werden sie in Teilen der Gesellschaft heftig kritisiert. Kurtulmus warf den Programmen vor, gegen die "Bräuche, Traditionen, Glaubenssätze, die türkische Familienstruktur und die Kultur Anatoliens" zu verstoßen. Demnach gibt es 120.000 Beschwerden gegen die Programme.
Kritiker beschuldigen die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) seit Jahren, die säkulare Ordnung der Türkei zu untergraben und ihre Politik am Islam auszurichten. Die Opposition wirft der AKP-Regierung zudem vor, Notstandsdekrete zu missbrauchen, um am Parlament vorbeizuregieren und Entscheidungen zu treffen, die nichts mit dem Ausnahmezustand zu tun haben.