Klingt nach Landkrimi, ist es aber nicht: „Die Toten vom Bodensee“ wird am heutigen Donnerstag mit der vierten Folge („Die Braut“, ORF eins, 20.15 Uhr) fortgesetzt. Der fünfte Fall („Abgrundtief“) der Krimireihe folgt in einer Woche.

Frau Waldstätten, Sie spielen im Bodensee-Krimi eine komplexe Figur. Wie sieht sie aus, die Welt der Hannah Zeiler?

Hannah hat in ihren Kinderjahren ihr Vertrauen in das Leben eingebüßt. Die Mutter stirbt bei einem Unfall, der Vater ist verschollen. Sie verlässt sich auf nichts mehr außer sich selbst. Sie hat zugemacht, auch um sich zu schützen. Es war schön, spielend zeigen zu können, wie der Zaun um sie, der in den ersten Fällen noch sehr dicht ist, immer durchlässiger wird.

Wie ist es für Sie, in diese Rolle der Hannah zurückzukehren?

Da ich für Hannah, wie für alle meine Figuren, ein eigenes Moleskine-Heft habe und da die Welt meiner Figuren hineinschreibe und kreiere, ist es auch immer ein spannender Prozess, wieder die Hefte der alten Fälle zu lesen.

Sie spielen oft ab- und tiefgründige Figuren. Suchen Sie diese Rollen oder ist es umgekehrt?

Natürlich ist das erst einmal eine reaktive Situation. Ich bekomme Bücher zugeschickt und bin gespannt, was sich darin verbirgt. Letztes Jahr habe ich ganz neue Rollen angeboten bekommen. Vor zwei Wochen lief etwa die „Nachtschicht“ (Anm.: ZDF-Krimi-Reihe), in der ich eine Krankenschwester mit Stand-up-Comedy-Ambitionen spiele. Ein völlig neues Feld, es hat unglaublich Spaß gemacht, mich so ausprobieren zu dürfen. Es ist nicht immer einfach, an völlig neue Rollen zu kommen, aber umso schöner, wenn man neue Facetten zeigen kann.

"Abgrundtief" heißt die neue Folge des Bodensee-Krimis
"Abgrundtief" heißt die neue Folge des Bodensee-Krimis © ORF

Ihr Künstlername hieß bislang „Nora von Waldstätten“. Auf das Adelsprädikat „von“ verzichten Sie nun. Warum eigentlich?

Das war eine Idee, die ich mit 19 hatte und bei der in den letzten Jahren mehr und mehr das Gefühl aufkam, dass das „von“ in dem Künstlernamen zu Bildern, Annahmen und Projektionen führt, die überhaupt nichts mit mir zu tun haben. Mit Mitte 30 muss man nicht mehr jede Idee toll finden, die man mit 19 hatte.

Klingt nach Erwachsenwerden als Schauspielerin.

Das finde ich auch. Manchmal hat man so Außenbaustellen und ich habe das Gefühl, dass ich die zunehmend loslasse. Man sagt ja immer, so ab 30 kommt man bei sich an.

Das lässt schon fast erahnen, dass es der logische nächste Schritt wäre, Berlin für eine Weile zu verlassen und wieder längere Zeit in Wien zu leben?

Absolut, ich habe auch vor, dieses Jahr einen Monat oder, wenn ich kann, sogar zwei am Stück in Wien zu sein. Als ich an den Weihnachtsfeiertagen wieder zu Hause war - und natürlich war ich in der Secession, beim Trze´sniewski Brötchen essen und stundenlang in Kaffeehäusern -, dachte ich mir: Ich will viel mehr davon.