Das ZiB-Sitzungszimmer war gestern zwischen 14.15 bis 16 Uhr ordentlich gefüllt. Mit ziemlich „geladenen“ Kollegen und Kolleginnen der ZiB-Redaktionen und der ORF eins-Infoschiene, die in einer aufgeheizten Stimmung ihren großen Ärger abluden. Grund der Redakteursversammlung: die medial diskutierten neuen Strukturen der ORF-Information. Stichwort. Channel-Management. In der verabschiedeten und an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz übermittelten Resolution heißt es: „Nach den derzeit kolportierten Informationen soll der Aktuelle Dienst Fernsehen als Hauptabteilung zerschlagen und in verschiedene Direktionen aufgeteilt werden. Auch von der Auflösung der Ressorts und Sendungsteams, der Zusammenlegung von Redaktionen und der Schaffung mehrerer paralleler Chefredaktionen ist zu hören. Trotz dieser massiven Bedrohung unserer bisherigen Arbeitsweise haben wir – die Hauptbetroffenen – von Ihnen bisher keinerlei Informationen über Ihre Pläne bekommen.“
Laut Redakteurstatut und ORF-Gesetz wäre der ORF-Alleingeschäftsführer verpflichtet, die betroffenen Redaktionen vor solch gravierenden Entscheidungen vorher zu informieren. Wrabetz geht lieber einen anderen Weg. Er holt sich den Sanktus im Stiftungsrat, der heute zusammenkommt. Am Montag war die geplante Neueinführung einer zusätzlichen Führungsebene („Channel-Manager“) Thema im Finanzausschuss. Dort wurde u. a. hinterfragt: Wenn leitende „Kanal“-Arbeiter für ORF eins und ORF 2 kommen, wofür braucht es dann eine Programmdirektion? Bedeutet diese Neukonstruktion nicht ein „waste of money“ („Geldverschwendung“)?
Als „Channel-Manager sind Lisa Totzauer und Roland Brunhofer im Gespräch. Sie „schwarz“ punziert, er bekennender Sozialdemokrat. Eine Proporzbesetzung wie vor 1964, dem Jahr des ORF-Volksbegehrens. „Selbst wenn nur der Anschein besteht, dass ORF-Kanäle in Ihrer neuen Struktur proporzmäßig aufteilt werden und es zu parteipolitischen Besetzungen kommt, schadet das dem Ruf des ORF und unserer Glaubwürdigkeit“, heißt es in der gestrigen Resolution der Redakteursversammlung.
Von Reinhold Reiterer