ATV-Eigentümer Herbert Kloiber bestätigt den geplanten Verkauf des österreichischen Privatsenders ATV an die deutsche ProSiebenSat.1-Gruppe, die in Österreich bereits mit Puls 4 vertreten ist. "Der Verkauf ist im Zielkorridor. Es gibt nur kleine Hürden zu überwinden", sagte der in München ansässige Medienunternehmer mit Wiener Wurzeln gegenüber dem "Handelsblatt".
"In den nächsten Tagen wird unterschrieben", so Kloiber weiter. Zum Verkaufspreis machte der Filmhändler keine näheren Angaben. "Der Preis ist zufriedenstellend", meinte Kloiber nur. Bei ProSiebenSat.1 wollte man sich zur Übernahme von ATV gegenüber der deutschen Wirtschaftszeitung nicht äußern. "Zu laufenden Verhandlungen nehmen wir keine Stellung", hieß es seitens eines Unternehmenssprechers. Das "Handelsblatt" zitierte allerdings einen Konzern-Insider mit den Worten: "Der Deal ist in wenigen Tagen unter Dach und Fach."
"ATV war mein größter Fehler"
Herbert Kloiber ist seit 2008 Alleineigentümer von ATV. Bereits im Vorjahr kündigte er einen Verkauf des Senders an. "ATV war mein größter Fehler. Ich will meinem Sohn mit ATV kein Danaergeschenk machen", hatte Kloiber, der sein Unternehmen Ende des Jahres übergibt, damals gesagt. Grund für den Verkauf dürfte die wirtschaftliche Entwicklung des Senders sein. Kloiber macht mit ATV nach eigenen Angaben Verluste in zweistelliger Millionen-Höhe.
Die Übernahme von ATV durch die ProSiebenSat.1-Gruppe muss bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) angemeldet werden. Kartellrechtsexperten rechnen für den Fall des Verkaufs an die Puls 4-Mutter mit Auflagen. Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) hatte bereits im Vorfeld betont, dass eine Fusion von der Medienbehörde und der Kartellbehörde zu prüfen sei und "zweifellos unter gewissen Auflagen" bewilligt werden könne.
Noch keine Anmeldung bei Wettbewerbsbehörde
Bis Dienstag ist der BWB noch kein ATV-Deal gemeldet worden. Das teilte eine Sprecherin auf APA-Anfrage mit. Langt eine Anmeldung ein, wird die erste Prüfphase eingeleitet. Bei einem Medienzusammenschluss müsse man auf eine mögliche Beeinträchtigung der Medienvielfalt achten, weiteres Prüfkriterium seien "vor allem Auswirkungen auf den Wettbewerb im TV-Werbemarkt". Allfällige Auflagen, die aus der Prüfung resultieren, wird die Behörde am Ende dieser ersten Prüfphase veröffentlichen. Sollten indes Bedenken bezüglich der beiden genannten Kriterien "nicht ausgeräumt werden können, ist nach den gesetzlichen Vorschriften auch eine vertiefte Prüfung möglich", betonte die Behörde.
Auch "Krone" und RTL zeigen Interesse
Die ProSiebenSat.1-Gruppe ist übrigens nicht der einzige ernsthafte Interessent an ATV. Nach APA-Informationen hat auch die Mediaprint, hinter der die "Kronen Zeitung" sowie der "Kurier" stehen, gemeinsam mit dem deutschen Privatsender RTL und der Funke-Mediengruppe ein Angebot an Kloiber gelegt. Auch "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner, der seit Herbst den Internet-TV-Sender oe24.TV betreibt, soll dem Vernehmen nach sein Interesse an ATV deponiert haben.
Österreichs Medienvielfalt würde der Deal wohl nicht gut bekommen. Details lesen Sie hier.