Für Regisseur Wim Wenders (71) haben Filmemacher nach der Wahl Trumps die Aufgabe, politisch Stellung zu beziehen. "Es gibt die Pflicht für das Kino, sich einzumischen, weil die anderen audiovisuellen Medien sich in großem Maße ausgeklinkt haben", sagte Wenders in einem Interview des "Tagesspiegels". Hollywoodstar Andrew Garfield nahm seine Oscar-Nominierung gleich zum Anlass für Trump-Kritik.

Das Kino sei ein "privilegierter Ort", an dem der Zuschauer sich für anderthalb bis zwei Stunden voll und ganz dem Erzähler anvertraue, so Wenders. In dieser Zeit könne man "in den Köpfen der Menschen mehr auslösen als jede Fernsehsendung oder Youtube".

Wenders bezeichnete den Wahlerfolg Trumps als "blanken Horror". Er wisse nicht, wie das Land die nächsten Jahre ohne bürgerkriegsähnliche Zustände überstehen solle. "Im Kino ist Narzissmus eine witzige Sache. Über den irgendwie selbstverliebten Vater in 'Toni Erdmann' kann man lachen, aber man will ihn nicht als US-Präsidenten." Wenders' aktueller Film, das Beziehungsdrama "Die schönen Tage von Aranjuez", kommt am Freitag in die österreichischen Kinos.

Unterdessen hat Andrew Garfield (33) seine Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller dazu genutzt, Donald Trump zu kritisieren. Sein Filmcharakter Desmond Doss im Kriegsdrama "Hacksaw Ridge" zeichne sich durch Mitgefühl, Liebe, Empathie und Demut aus, sagte Garfield der Zeitschrift "Entertainment Weekly". "Offensichtlich befinden wir uns nun in einer Situation, in der wir einen Präsidenten haben, der meiner Ansicht nach das Gegenteil dieser Werte verkörpert", so der Schauspieler. Neben Garfiels Nominierung ist "Hacksaw Ridge" bei der Oscar-Verleihung Ende Februar in fünf weiteren Kategorien im Rennen, unter anderem als "Bester Film".