1 Was passiert im „Tatort“-Fall aus Wien?
Im Netz taucht ein Video auf. David, Vorzeigestudent aus gut situiertem Haus, sagt darin: „Ich werde meine Mutter, meinen Vater und anschließend mich selbst töten. Und ich werde mich bemühen, Ihnen zu erklären, warum.“ Da sich der Clip rasant verbreitet und der Vater ein prominenter Uniprofessor ist, muss die Polizei schnell handeln.
2 Und was ist das übergeordnete Thema des Falls?
Die Perspektivenlosigkeit der Generation Y: Regisseur Rupert Henning zeichnet ein düsteres Bild von jungen Menschen, die vom Leistungsdruck aufgefressen werden. Egal, wie sehr sie sich anstrengen und wie viele Amphetamine sie nehmen, ihre Aussichten sind so blass wie ihre Gesichter. Stärkster Satz des Krimis: „Wir sind süchtig aus Vernunft. Starker Stoff.
3 Wie schlagen sich die Kommissare Eisner und Fellner?
Sagen wir so: Sie hecheln dem jungen Mann (stark: Aaron Karl) hinterher. Er legt falsche Fährten und führt sie in die Irre. Bibi Fellner (Adele Neuhauser) muss einen kühlen Kopf behalten, da Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) durch seine Tochter selbst involviert ist – abgelutschte Nebenstory zum an sich spannend ausgeleuchteten Generationenkonflikt.
4 Was ist denn das Besondere an diesem Krimi?
Es gibt zunächst keine Leiche, sondern nur die Ankündigung von den Taten. Die Ermittlungs- ist in diesem Fall Verhinderungsarbeit in einem kühl inszenierten Krimi im Akademiker-Milieu.
5 Womit punktet der Austro-„Tatort“?
Wie gewohnt mit charmant grantelndem Wiener Amtsdeutsch (z.B. „Korintenkacker“) und mit einer Geschichte, die aus der Sicht der jungen Wohlstandsverlierer ohne große Lobby im Rücken erzählt wird und Probleme schmerzhaft direkt benennt.
6 Welche Schwächen weist der Krimi aus Wien auf?
Die ästhetisierte, verkopfte Sprache der Jungen nervt schnell. Und, ein Generalärgernis bei der „Tatort“-Reihe bleibt auch dieses Mal nicht aus; die blöde Verschleierungstaktik bei der Bezeichnung für Internet oder soziale Medien. Dieses Mal tarnt sich YouTube als „DarkTube“.
7 Soll man sich den Tatort ansehen?
Ja. Erstens, weil Adele Neuhauser als Bibi Fellner immer eine Wucht ist. Und zweitens, weil das Thema garantiert zu Diskussionen über die Hochleistungsgesellschaft anregt.