Am Sonntag hat Claudia Reiterer ihren Einstand als neue Frontfrau der ORF-Sendung "Im Zentrum". "Ich freue mich richtig darauf", sagt sie im APA-Interview. Wichtig sei ihr, "dass man lernt, miteinander zu reden, einander zuzuhören - damit die Menschen zu Hause etwas davon haben." Thema der ersten Sendung: "Reden ist Silber, Handeln ist Gold - Wird jetzt wirklich neu regiert?". Zu Gast sind Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, FPÖ-Parteiobman Heinz-Christian Strache, der stellvertretende SPÖ-Bundesparteivorsitzende Peter Kaiser und Margit Schratzenstalle, stellvertretende Leiterin des Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO. Bundeskanzler Christian Kern fehlt zwar, gastiert jedoch in der "Pressestunde" (Sonntag, ORF 2, 11.05 Uhr).

Claudia Reiterer hält vorab fest: "Wenn ein Thema von Haus aus konfrontativ ist, soll es schon zur Sache gehen. Das ist keine Wohlfühlsendung." Dass sie selbst wohl mit Kritik oder gar Angriffen konfrontiert werden wird, weiß sie: "Ich bin Projektionsfläche. Ich würde mich, ehrlich gesagt, wundern, wenn gar keine Kritik kommt. Es geht nicht um mich persönlich als Mensch. Es geht um meinen Job, es geht um meine Funktion." Und selbst FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl, der ihre Bestellung höchst unfreundlich kommentiert hatte (er war "fassungslos"), habe sie in der selben Aussendung als "professionelle Journalistin" bezeichnet.

Claudia Reiterer mit ihrem Mann Lothar Lockl
Claudia Reiterer mit ihrem Mann Lothar Lockl © Marija Kanižaj

Was die FPÖ so auf die Palme bringt: Reiterer ist seit langen Jahren mit Lothar Lockl, früherer Grüner Kommunikationschef und zuletzt Wahlkampfleiter von Alexander Van der Bellen, liiert. Hat sie das im ORF berufliche Chancen gekostet? "Ja", sagt die Steirerin kurz und bündig. Sie selbst beharrt seit eh und je darauf: Berufliches sei von Privatem zu trennen, sie könne das fraglos und es gebe daher keinerlei Unvereinbarkeit.

Dennoch, als die Innenpolitik-Journalistin, die auch ein Buch über FPÖ-Chef Heinz Christian Strache mit verfasst hat, vor knapp zehn Jahren zum Konsumentenmagazin "Heute konkret" ging, galt das vielen als Abstellgleis für eine potenziell angreifbare ORF-Mitarbeiterin. Sie selbst hat das stets vehement in Abrede gestellt: Konsumentenschutz sei genuin gesellschaftspolitisch, mit diesem Magazin könne man viel bewegen. Nun, wo die "Dancing Stars"-Siegerin von 2009 aufs innenpolitische Parkett zurückkehrt, schätzt sie die Jahre der Absenz geradezu: "Ich habe einen Blick von außen, kenne die Sorgen der Menschen - die haben wir in 1500 Sendungen gesehen und besprochen."

Andy Kainz und Claudia Reiterer: Dancing Stars 2009
Andy Kainz und Claudia Reiterer: Dancing Stars 2009 © APA

Die politische Kommunikation hat sich indes ihrer Beobachtung nach in den vergangenen Jahren verändert, auch durch den Vormarsch der sogenannten sozialen Medien. "Die Politik ist gezwungen, schnell zu reagieren: Wenn du zwölf Stunden wartest, hast du zwölf Stunden Shitstorm. Ich habe aber auch oft das Gefühl, dass Politik mehr versucht, für ihre Funktionäre zu reden und weniger für die Wähler oder in unserem Fall für unsere Zuschauer." Von blindem Politiker-Bashing will Reiterer aber nichts wissen. "Politiker zu sein, halte ich wirklich für einen der schwierigsten Jobs, und ich habe große Hochachtung für jemanden, der das gut macht. Wir brauchen Politik. Wir müssen uns fragen: Wollen wir Menschen in der Politik, die das gut machen, und die man nicht immer gleich durch Sonne und Mond schießt?"

Klassische TV-Diskussionssendungen wir "Im Zentrum" sind nach Ansicht der neuen Moderatorin, die in Ingrid Thurnhers Fußstapfen tritt, "interessanter denn je. Die Leute haben ein unfassbares Bedürfnis nach Diskussion und nach Orientierung."

Wer wäre Reiterers "Traumgast" im "Zentrum"? Ein wenig muss sie überlegen, dann weiß sie: "Arnold Schwarzenegger, den würde ich schon gern einmal in einer Sendung haben." Nicht nur wegen der gemeinsamen steirischen Wurzeln: "Er war Schauspieler, Bodybuilder, Politiker, jetzt ist er Donald Trumps Nachfolger in seiner Castingshow "Celebrity Apprentice" - er hat einfach alles."

Ein ausführliches Interview mit Claudia Reiterer lesen Sie in der Sonntags-Ausgabe der Kleinen Zeitung.