Ein Schmuckstück des ORF kommt zu Weihnachten (am 27. und 28. Dezember) auf die Bildschirme, nämlich der von Robert Dornhelm inszenierte Zweiteiler „Das Sacher“. Zusätzlich gibt es im Anschluss an Teil eins auch noch die Dokumentation „Die Königin von Wien – Anna Sacher und ihr Hotel“. Am Montagabend wurden die Filme präsentiert, vor übervollem Haus im Wiener Metro-Kino.
Das opulente Historiendrama erzählt zwar auch die Geschichte der faszinierenden Anna Sacher (Ursula Strauss), die es gegen alle Prognosen schaffte, als Frau die Konzession für die Leitung eines Grand Hotels zu bekommen, auch wenn sie in ständiger Fehde mit dem Wiener Bürgermeister lebte. Aber Dornhelm erzählt noch viel mehr. „Die Geschichte des Sacher“, so TV-Filmchef Heinrich Mis, „dient als Rückgrat. Insgesamt handelt es sich um eine Vermählung von Historie und erfundenen Schicksalen. Es ist Unterhaltung mit Haltung.“ Auf die Zuseher kommen ebenso eine Kindesentführung (ein Mädchen wird im „Untergrund“ der Oper jahrelang gefangen gehalten), Sexparties des Hochadels und jede Menge Herz und Schmerz, Irrungen und Wirrungen zu.
Just das war es, was den 68-jährigen Hollywood-Österreicher Robert Dornhelm bewogen hat, das Regieangebot anzunehmen: „Es ist eine interessante Verflechtung von Geschichten, die aber nicht so verwirren soll, dass man sich nicht mehr auskennt. Man erlebt keine Schwarzweiß-Schicksale im Sinne von gut und böse, richtig und falsch, und dem Zuschauer bleibt zwischen erstem und zweitem Teil genug Möglichkeit für Interpretation.“
Für sein Konzept zitiert Dornhelm das Ingmar-Bergman-Prinzip: Regie führen ist sehr einfach. Man muss nur einen großen Topf haben und gute Ingredienzien. Dann nicht viel umrühren, sonst wird es ein Gulasch. „Natürlich kann ein Gulasch sehr gut sein, doch bei Bergman geht es um die verfeinerte Küche. Ich selbst halte mich speziell an den ersten Teil des Prinzips, nämlich an die Ingredienzien. Ein Buch, das mir sehr gefiel, großartige Schauspieler, ein exzellenter Kameramann, ein hervorragender Cutter, der selbst auch Regisseur ist, ein Komponist mit Herz und Leidenschaft, den ich für meine „Krieg und Frieden“-Verfilmung entdeckte.“ Dass er nach der Ausstrahlung das Sacher nicht mehr betreten darf, glaubt der Regisseur nicht: „Ich hatte mit der Chefität einige sehr gute Gespräche, und wenn jetzt auch noch die Quoten gut sind, denke ich: Ja, man wird mich weiterhin reinlassen.“
Geht es nach dem heftigen Applaus im Metro-Kino, müsste „Das Sacher“ der Weihnachtshit des ORF werden. Natürlich war der größte Teil der Schauspieler-Crew anwesend, angeführt von „Frau Sacher“ Ursula Strauss, des weiteren Josefine Preuß, Laurence Rupp, Florian Stetter, Julia Koschitz oder Robert Palfrader, der den Chefportier Sebastian Mayr verkörpert.
Für Dornhelm geht es mit Österreichischem weiter: Schon ist er in Prag, wo ein aufwendiger Mehrteiler über die Kaiserin Maria Theresia vorbereitet wird. Viel kann er noch nicht verraten, nur: „Die Kaiserin und Prinz Eugen werden von österreichischen Schauspielern verkörpert. Und gedreht wird vorwiegend in Brünn.“
Luigi Heinrich