Am Montagabend zeigten der ORF, die ARD und der SRF gleichzeitig die Verfilmung von "Terror", dem Theaterstück von Ferdinand von Schirach. Zu sehen ist die Gerichtsverhandlung gegen Kampfpilot Lars Koch, gespielt von Florian David Fitz. Er schoss in Ausübung seines Berufes, aber ohne Befehl ein entführtes Passagierflugzeug ab, das Kurs auf die mit 70.000 Zusehern ausverkaufte Münchner Allianz Arena genommen hatte. In "Terror" stand er wegen 164-fachen Mordes vor Gericht, da beim Abschuss der Maschine alle Insassen ums Leben kamen. Am Ende des fiktionalen Gerichtsdramas waren die Zuseher aufgerufen online oder per Telefon abzustimmen, ob sie den Piloten freisprechen oder verurteilen würden.
Millionenpublikum schaltete ein
Mit den Einschaltquoten sind ARD und ORF hoch zufrieden: In Österreich sahen den Film im Schnitt 849.000, die anschließende Diskussion bei "Am Schauplatz" 778.000. In Deutschland waren bei "Terror - Ihr Urteil" 6,88 Millionen Zuseher dabei, den Talk bei "hart aber fair" verfolgten 6,31 Millionen.
Groß ist die Freude bei ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner: "Ich freue mich, dass meine Idee des umfassenden ,Terror Themenschwerpunkts' mit Film plus Experten-Diskussion plus Publikumsvoting von unseren Zuschauerinnen und Zuschauern dermaßen breit angenommen wurde. Eine kluge Themensetzung mit aktuellem Bezug steht bei mir ganz oben auf der Prioritätenliste für unser Publikum – und diese Stimmen haben eindrucksvoll die Richtigkeit dieser Strategie bewiesen."
Deutschland stimmt wie Österreich ab
Die Abstimmungsergebnisse in Österreich, Deutschland und der Schweiz liegen ganz im Trend der bisherigen Theatervorstellungen: In allen Ländern plädierten die Zuseher deutlich für einen Freispruch von Lars Koch. Hierzulande entfielen 86,9 Prozent der Stimmen auf "nicht schuldig", 13,1 Prozent hätten den Piloten schuldig gesprochen. Erstaunlicherweise brachte das Voting in Deutschland dasselbe Ergebnis: 86,9 Prozent für Freispruch, 13,1 Prozent für "schuldig". In der Schweiz votierten 84 Prozent für Freispruch.
Das Voting auf der Homepage der Kleinen Zeitung fiel nahezu identisch mit dem der ORF-/ARD-Zuseher aus: Hier stimmten 87 Prozent für "nicht schuldig".
160.500 Menschen sahen "Terror" bislang in den Theatern weltweit und zu 60 Prozent wurde der Angeklagte freigesprochen. Nur in Japan war er bei vier Vorstellungen stets schuldig. "Der Pilot trägt eine ungeheure Last, er ist kein Krimineller, sondern will das Richtige tun", sagt Strafverteidiger und Schriftsteller Ferdinand von Schirach dem Magazin "Stern". "Dennoch würde ich ihn verurteilen." Für den Autor von "Terror" gibt es in Sachen Unantastbarkeit des Menschen "keine Abwägung". Denn "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt", heißt es im Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes.
Christoph Steiner