Jeder gegen jeden, alle gegen einen oder einer gegen alle. Das klassische Repertoire der Vorwahlberichterstattung kennt viele Varianten. Im ORF im Mittelpunkt stehen in den kommenden Wochen mit Alexandra Wachter und Susanne Schnabl zwei der profiliertesten Journalistinnen des Landes. Sie leiten ab 5. September die TV-Konfrontationen in ORF 2 und kurz vor der Wahl die Elefantenrunde. Den Anfang machen am Donnerstag Andreas Babler und Werner Kogler (20.15 Uhr, Moderation Schnabl) sowie Herbert Kickl und Beate Meinl-Reisinger (21.05 Uhr, Moderation Wachter).

Dass sich die „Report“-Moderatorin und die „Zeit im Bild“-Anchorfrau absprachen, wer welches Duell leiten wird, stellen sie bei einem Gespräch mit der Kleinen Zeitung in Abrede. „Das gab es eigentlich nicht“, betont Wachter. Es gehe darum, wie Österreich in den nächsten fünf Jahren gestaltet werden soll, „da ist jedes Duell interessant.“ Um jene Themen anzusprechen, die die Österreicher beschäftigen, basiert die Moderation der Konfrontationen auf einer Integral-Umfrage mit der Kernfrage: „Was bewegt Österreich?“

Die in Mexiko und Österreich aufgewachsene Wachter stieg nach ihrem Studium der Politikwissenschaften in den Journalismus ein, ab 2015 arbeitete sie für Puls4 und wurde dort einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Vor zwei Jahren wechselte sie auf den Küniglberg. In dessen Umfeld ist Susanne Schnabl schon seit mehr als zwei Jahrzehnten tätig. Nach Stationen bei Tageszeitungen und dem Privatradio schlug sie 2002 bei Ö 3 auf. 2010 erfolgt der Wechsel zum Fernsehen, seit 2012 moderiert die Kärntnerin den „Report“, zweimal führte sie die „Sommergespräche“.

Stellvertretend für die Wählerinnen und Wähler fragen

Ihre eigene Aufgabe sieht Schnabl klar umrissen: „Stellvertretend für die Wählerinnen und Wähler Antworten einzufordern, wie die Kandidaten diesen Herausforderungen begegnen wollen, ob sie machbare Lösungen und auch Mehrheiten dafür haben. Das macht meines Erachtens den Mehrwert solcher Formate aus.“ Dem geht sie alternierend mit Wachter in den zehn jeweils 45-minütigen Konfrontationen nach.

Das letzte Einzelduell führte schon, wie berichtet, vorab zu Kontroversen. Weil der ORF mit der Tradition brach, die stimmenstärksten Parteien der letzten Wahl aufeinandertreffen zu lassen, und stattdessen abschließend Karl Nehammer und Herbert Kickl aufeinander treffen lässt. Für die scharfe Kritik aus der SPÖ hat Schnabl wenig Verständnis: „Es ist auf alle Fälle eine transparente Entscheidung“, verweist sie auf ORF-Chefredakteur Johannes Bruckenberger. Sie geht davon aus, dass die abschließende, ebenfalls von Schnabl/Wachter moderierte Elefantenrunde am 26. September deutlich entscheidender sein wird: „Die Schlussrunde ist am Donnerstag, also unmittelbar vor der Wahl. Das ist der Höhepunkt und der Schlusspunkt“. 

TV-Konfrontationen, Elefantenrunden, Interviews. Vorwahlberichterstattung hat traditionelle Kernelemente, maßgeschneidert für das klassische Fernsehen – die junge Zielgruppe lässt sich damit schlecht erreichen. Ändern diese modernen Plattformen die Art, wie TV-Duelle funktionieren? Wachter verweist darauf, dass es umso wichtiger ist, in der Diskussion auf die Sachebene zurückzukehren. Und auf die erfolgreichen Kanäle der Zeit im Bild auf Instagram oder TikTok, „was ich als Mutter einer Fünfzehnjährigen nur begrüßen kann, weil sie auch dort mit seriösen Inhalten und mit Qualitätsjournalismus in Kontakt kommt.“

Lassen sich Jungwähler, die sich von klassischem Fernsehen nicht mehr angesprochen fühlen, von der Zweitverwertung von „TV-Duellen“-Kurzausschnitten ausreichend informieren? Wachter fände es jedenfalls spannend, Vorwahlformate nach den Regeln und der Ästhetik von Social Media zu produzieren: „Das wäre natürlich eine andere Art von Format, superschnell im Thema drin, ohne lange Annäherung, da muss die Botschaft gleich da stehen.“