Der Titel ihres vor fünf Jahren erschienenen Buchs sagt viel über die Lebenseinstellung und den Humor von Dagmar Koller aus: „Dranbleiben! Wie man auf dem roten Teppich bleibt – oder elegant runterkollert“. Am 26. August begeht die Musical-Diva, die sich mittlerweile komplett aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hat, ihren 85. Geburtstag. Als Grande Dame der Wiener Society sorgte sie immer wieder für Lacher, ihre Natürlichkeit und das klare Nein zu Schönheitsoperationen gefallen und können Vorbild sein.
„Man soll mit seinem Gesicht zufrieden sein und sich selbst mögen. Wer von innen strahlt, ist schön. Wirkliche Schönheit kommt von Herzenswärme. Wer einen hässlichen Charakter hat, der ist auch hässlich“, lautet ihr Standpunkt. An ihre Anfänge im Volksopern-Ballett denke sie gerne („Es war eine schöne Zeit“), bekannte Koller bei einer Gala ihr zu Ehren auf der dortigen Bühne. Ihre Anfänge als Soubrette und Operettensängerin sowie als Musicalsängerin absolvierte sie danach allerdings in Deutschland und der Schweiz, ehe sie mit „Carousel“ wieder an die Volksoper Wien zurückkehrte. Einer ihrer größten Erfolge war die Rolle der Dulcinea in der deutschsprachigen Erstaufführung von „Der Mann von La Mancha“ (1968).
Die Promi-Ehe
1978 wurde Hochzeit mit dem damaligen ORF-Programmdirektor Helmut Zilk gefeiert, der sechs Jahre später Wiener Bürgermeister wurde: Eine Promi-Ehe, die zu einem breiten Repertoire aus genüsslich kolportierten Zilk-Koller-Anekdoten führte. Koller geizte nicht mit Details aus dem Privatleben zwischen der Wohnung am Wiener Graben und in der Villa an der Algarve, für die Seitenblicke-Gesellschaft kam es immer wieder zu einprägsamen Society-Momenten – Busenblitzer inklusive. „Anfangs war es sehr schwer für mich, dass ich meine Bühnenkarriere aufgeben musste, doch dann wurde ich schnell darauf hingewiesen, dass ich auf sehr hohem Niveau jammere“, erklärte sie einmal in einem Interview. Doch eine Dagmar bleibt nicht bloß Gattin, so hatte sie im ORF ihre eigene Talk-Reihe unter dem Titel „Hallo, wie geht‘s?“; zudem drehte sie etwa Operetten-Filme.
Zilks Tod im Herbst 2008 bedeutet eine Zäsur: Koller zog sich großteils aus der Öffentlichkeit zurück. Erst vier Jahre später trat sie mit ihrer Comeback-Show „Leben für die Bühne“, einem Potpourri aus musikalischen Karrierehighlights und Anekdoten, wieder ins Scheinwerferlicht. „Traurig war ich lange genug, jetzt möchte ich wieder heiter und lustig sein“, bekannte sie damals. Heute resümiert sie: „Ich habe alles ausgekostet, sowohl künstlerisch als auch privat.“
Besucht sie das Grab von Zilk, spricht sie mit Helmut: „Das tue ich ganz automatisch. Wenn ich schon dort bin, kann er ruhig erfahren, wie es mir geht“, gestand sie einmal einem „Standard“-Redakteur. Auch so ein typischer Satz für Dagmar Koller, von vielen nur „Dagi“ genannt. Alles Gute!