Eines steht von der ersten Sekunde an fest: Nicht beide Frauen, denen hier mit erzählerischem Eifer gefolgt wird, werden bis ans Serienende überleben. Cleo (Moses Ingram) sollte früher oder später das Zeitliche segnen, das kommuniziert gleich zu aller Anfang eine Stimme aus dem Jenseits. Dann geht es, schwuppdiwupp, einige Monate zurück in die Vergangenheit. Im Baltimore der 1960er stehen viele Zeichen auf Veränderung: Die Gegenbewegung der Hippies und das Civil Rights Movement der schwarzen Bevölkerung ziehen ihre Spuren. Doch auf einmal hängt über dem unscheinbaren Städtchen in Maryland ein düsterer Schleier. Seit der Thanksgiving-Parade wird eine Elfjährige vermisst.

Für Maddie Schwartz (Natalie Portman), deren eigene Vergangenheit in Rückblenden angedeutet wird, ein Grund zur Besorgnis. Das verschwundene Mädchen sollte für Maddie noch zum Grund werden, weshalb sie sich von ihrem bürgerlichen Hausfrauendasein verabschiedet und dem Investigativjournalismus ihr Leben widmet.

Siebenteilige Verfilmung

Mit „Lady in the Lake“ war der amerikanischen Autorin und Journalistin Laura Lippman 2019 ein voller Treffer gelungen. Das Buch avancierte zum Bestseller, für die packende Erzählung gab es Lobpreisungen von vielen Seiten; unter anderem von Meistergrusler Stephen King. Die israelische Regisseurin Alma Har‘el hat den Roman jetzt zur siebenteiligen Miniserie verarbeitet. Mit bemerkenswerter Nähe zu den grundverschiedenen Protagonistinnen. Auf der einen Seite: Die jüdische Maddie, die sich im Umfeld der Wohlhabenden und Gutsituierten fortbewegt. Ihr gegenübergestellt: Die alleinerziehende Afroamerikanerin Cleo, die irgendwo drei Jobs unter einen Hut bekommen muss und trotzdem finanziell mit sich hadert.

Zwei sehr unterschiedliche Welten, die einander kreuzen sollten – in fließenden Übergängen wird zunächst zwischen den Lebensrealitäten der beiden gewechselt. Es ergibt sich ein stilsicher in Szene gesetztes Thriller-Drama, das mehr zu bieten hat, als nur die Murder-Mystery an der Oberfläche. Eine kluge Auseinandersetzung mit rassistischen wie antisemitischen Vorurteilen, Emanzipation in Macho-Haushalten und dem manchmal schmalen Grat vom Opfer zum Oppressor.

Bewertung: ●●●●○