Womit dieser blaue Piaggio Ape fährt? Mit jeder Menge Sehnsucht, einem Päckchen Drogen und den existentiellen Fragen Heranwachsender. Regisseur und Drehbuchautor Marc Schlegel macht in der Komödie „Sommer auf drei Rädern“ diese Zutaten zu einem Roadmovie, das auf dem kultigen italienischen Dreiradler drei junge Menschen von Stuttgart zum Bodensee führt: Flake (Jakob Schmidt) möchte seinem Schwarm die Liebe gestehen, die junge Drogendealerin Kim (Emma Floßmann) will einen letzten Coup erledigen und der ehemalige Triathlet Philipp (Daniel Rodic) möchte sich dieses Abenteuer nicht entgehen lassen.

Die Route von Deutschland nach Österreich ist Schlegel wohlvertraut. Geboren im Umland von Stuttgart zog ihn das Studium an der Filmakademie nach Österreich, wo er bis heute blieb. Der 41-Jährige, der mit Roland Hablesreiter das Drehbuch verfasste, schickt die drei Außenseiter auf eine herzerwärmende, abenteuerliche Reise durch die Pampa – man will ja nicht von der Polizei erwischt werden. Am Weg treffen sie auf dieses und jenes, dann auch auf einen kaninchenzüchtenden Neonazi (Simon Böer) mit Prepper-Ambitionen. Austro-Kolorit entsteht durch Fritz Karl als routinierter Drogendealer mit Geschäftseinbruch, die Schuldigen dafür hat er schnell gefunden: „Der Heinz-Christian mit seine Leit, des is so a fade Partie wurden“.

Warum der ORF als Koproduzent den Film erst jetzt zeigt, eineinhalb Jahre nach seiner Premiere auf Arte, ist ungewöhnlich. Aber nicht nur die Mühlen am Küniglberg mahlen mitunter langsam: Äußerst langwierig war auch der gesamte Castingprozess. Gesucht wurden die richtigen Darsteller und Darstellerinnen in der Corona-Zeit per „furchtbarer Zoom“-Castings, erinnert sich Schlegel zurück. „Es waren insgesamt fast 2000 E-Castings, die wir durchführten. Am Ende haben sich Emma und Jakob herauskristallisiert.“

Nebenrollen: Timur Bartels und Wilson Gonzalez Ochsenknecht
Nebenrollen: Timur Bartels und Wilson Gonzalez Ochsenknecht © Hugo Lenhardt

Mit Jakob, gemeint ist Jakob Schmidt, arbeitete Schlegel auch in der schrillen Superhelden-Serie „Beasts like us“ von Amazon Prime. Einer der ersten Streaming-Produktionen, die durch das 2023 eingeführten neue Filmförderungsmodell nach Österreich gelockt wurden. Die Wirkung der Maßnahme sei sehr spürbar für die Branche: „Während in Deutschland schon wieder die Angst vor der Krise im Markt umgeht, floriert in Österreich die Branche. Es wird so viel produziert wie schon lange nicht mehr.“ An der Filmbranche seiner Wahlheimat schätzt er, dass „die Szene sehr überschaubar ist und man schnell die entsprechenden Player kennt. Gleichzeitig bringt die Branche eine unglaubliche Qualität hervor.“ 

Wie in „Beasts like us“ arbeitet Schlegel auch in „Sommer auf drei Rädern“ mit Jungdarstellern. Für diese bringt das Streamingzeitalter vielversprechende Bedingungen, wie auch Schlegel bemerkt: „Die Streamer produzieren natürlich viele Storys, die auf ein jüngeres Publikum zielen und dadurch sind es auch Geschichten, die jüngere Protagonisten erfordern.“