Kärnten ist wohl das perfekte Pensionsland. Daher werde ich sicher in Zukunft mehr dorthin fahren. Der Druck ist nun ja nun weg. Meine kugelsichere Weste habe ich abgegeben“, erzählte Antonia Rados der Kleinen Zeitung zu ihrem Pensionsantritt Ende 2022. Wobei ihr Job keiner war, von dem man sich mir nichts, dir nichts verabschieden kann. Vier Jahrzehnte war die 1953 in Klagenfurt geborene Rados Kriegsreporterin. Das prägt, das bleibt, das brennt sich ein.  

Nach dem Studium der Politikwissenschaft heuert sie von 1978 bis 1991 beim ORF an, wechselt zum WDR und 1995 zu RTL. Vier Monate lang bleibt sie während des Irak-Krieges in Bagdad und wird zum fixen Gast in den Nachrichtensendungen. Sie holt die Brennpunkte, die Krisen der Welt in die Wohnzimmer. Nie reißerisch, nie sich selbst in den Vordergrund drängend. In ihrer Profession steht sie in einer langen Reihe von Kriegsreporterinnen wie Dickey Chapelle, Lee Miller, Katrin Eigendorf oder Clarissa Ward. Und seit jeher schwingt bei Frauen an der Front eine ganze Reihe von Klischees mit – das hat naturgemäß damit zu tun, dass Kriege und Kriegsgeschehen als rein männliches Territorium abgesteckt werden. Aber es ist der weibliche Blick, der hier viel mehr einfängt, als das klassisches Kriegsgetümmel. 2007 lenkt Antonia Rados mit ihrer Reportage „Feuertod“ den Blick vom Kampf gegen die afghanischen Taliban weg hin zu jenen misogyn-patriarchalen Gesellschaftsstrukturen, innerhalb derer zwangsverheiratete Frauen angezündet werden oder sich aus Verzweiflung selbst verbrennen.

Nicht zu vergessen, ihre Recherchen in einer somalischen Piratenhochburg und eines der letzten Interviews mit dem libyschen Diktator Muammar al-Gaddaf vor dessen Tod. Antonia Rados, die in Wien und Paris lebt, habe journalistische Meilensteine gesetzt, begründete die Jury des Hugo-Portisch-Preises. Letzterer krönt die lange Karriere einer vielfach Ausgezeichneten.