Mit seinem Jahres-Programmbudget in der Höhe von 15,7 Millionen und 57 Vollzeitäquivalenten ist ORF III ein schlanker Sender des öffentlich-rechtlichen Medienhauses, der sich aber auch für das aktuelle Sendejahr viel vorgenommen hat. Mittlerweile besteht das Hauptabendprogramm fast zu 100 Prozent aus Eigenproduktionen, auf den ganzen Tag verteilt kommen etwa ein Drittel des Programms aus der eigenen Schmiede. Bei den Neuproduktionen 2024 sind allein 100 aus dem Bereich Kabarett; gemeinsam mit Oper, Theater und Konzerten sind es mehr als 300 Neuproduktionen und Live-Übertragungen.

Geschäftsführer Peter Schöber nahm den Anteil an fiktionalen Produktionen zurück (obwohl diese durchaus gute Reichweiten hatten), um das Profil des Spartensenders mit seinen Säulen Kultur, Information und Zeitgeschichte noch zu schärfen. Durchschnittlich 125.000 bis 225.000 Zuschauer zur Primetime kann man verbuchen, den Rekord erzielte ein Kabarettprogramm mit rund 400.000 Sehern. 2023 kam ORF III auf einen Tagesmarktanteil von 2,8 Prozent (zum Vergleich: Servus TV erreichte 4,3 Prozent), es gebe aber Abende, wo man beim Teletest als Dritter nach ORF 2 und ORF 1, „also vor den privaten Anbietern“ durchs Ziel gehe, wie Schöber erklärt, der jedoch keinen Quotendruck verspürt. Wie etwa zuletzt bei „zeit.geschichte“ mit einer Wehrschütz-Doku über die Ukraine (Samstag) oder bei der Runde der Chefredakteure nach dem Kurz-Urteil (Samstag) – mit jeweils fünf Prozent Marktanteil.

Apropos Politik-Diskussionen: Konnte Lou Lorenz-Dittlbacher als Chefredakteurin von ORF III eigentlich über die Parodie „Runde der jungen Chefredakteure“ bei „Willkommen Österreich“ lachen? „Ich bin ein großer Fan von ,Willkommen Österreich‘, durfte selbst schon drei Mal zu Gast sein und borge unser Studio allein deshalb für die kleinen Chefredakteurinnen und Chefredakteure gerne her“, erklärt die Wienerin, die die Moderation der ZiB 2 nicht vermisst. „Ich bin weiterhin treue Seherin der ZiB 2, habe aber 2021 nach fast zwölf Jahren als Moderatorin der Sendung nach reiflicher Überlegung beschlossen, mich noch einmal neu zu erfinden und habe das nie bereut.“, sagt Dittlbacher, die ORF III in fünf Jahren „mit einem noch größeren Informationsangebot und einem noch größeren Team“ sieht.

Neue Rubriken & Formate im Wahljahr

Im heurigen Wahljahr reaktiviert Lorenz-Dittlbacher das Erklärformat „Wahlmagazin“ (Fragen und Antworten zu den Wahlsystemen) und entwickelt mit ihrem Team derzeit weitere „Wahlrubriken und Wahlformate, alles in enger Abstimmung mit ORF 2. Auch bei uns wird diskutiert und analysiert werden, nach dem Prinzip, senderübergreifend politischen Info-Content zu bieten. Das Superwahljahr ist eine riesige Herausforderung, bei der sich die Inforedaktionen im ORF gut koordinieren“, erzählt sie.

Schon letzten Herbst kam ja „Zur Sache“ (noch ein alter Titel von ORF 2) als Weiterentwicklung des ORF III-Talkformats „Politik live“ auf den Bildschirm. „Wir haben ein neues Studiosetting entworfen, bei dem die Diskutantinnen und Diskutanten im Kreis sitzen, also in einer echten Runde. Die Idee war, so die Interaktion zu erhöhen. Das klappt seit der ersten Sendung wunderbar. Außerdem wollten wir uns thematisch verbreitern, so haben wir – neben klassischen politischen Themen – etwa über psychische Probleme und Suizidgedanken bei Jugendlichen ebenso gesprochen wie über die großen Herausforderungen im Pflegebereich“, erklärt Lorenz-Dittlbacher. Ein wöchentliches Format bleibt „Inside Brüssel“ im Rahmen von „ORF III Aktuell“. Die lange werktägige Info-Strecke von 9.30 bis 13 Uhr mit ihren mehr als 1000 Gesprächsgästen pro Jahr ist eines der Aushängeschilder des Senders.

„Werner Grubers Experimentalküche“: eine neue monatliche Sendung ab 13. März
„Werner Grubers Experimentalküche“: eine neue monatliche Sendung ab 13. März © ORF

Kultur aus allen Bereichen

Noch breiter wird auch die Bühne für die Kultur, so wurde nun für drei Jahre eine Kooperation mit dem Carinthischen Sommer vereinbart. Heuer gibt es eine Aufzeichnung des Abschlusskonzerts (mit dem Radio-Symphonieorchester, das Gershwin & John Williams spielt), ab 2005 soll eine passende Open-Air-Location in Kärnten gefunden sein. Vereinbarungen gibt es nach wie vor mit der Staatsoper, der Volksoper, den Bregenzer Festspielen, dem Steinbruch in St. Margarethen und den Spielstätten Graz (u. a. von den Kasematten). Auch das „Woodstock der Blasmusik“ bekommt Live-Sendezeit. Ein Konzert von Herbert Pixner wird in Gmunden mitgeschnitten. Unter den Neuerungen bei der Kleinkunst: In „Meine Bewunderung gilt . . .“ greifen Kabarettgrößen ab Mai ihre Vorbilder auf. Auch ab Mai wird der Nachwuchs abgeklopft: Jungkabarettisten müssen ihre Pointen vor einer Fachjury abliefern.

Das Woodstock der Blasmusik in Oberösterreich wird im Juni live in ORF III übertragen
Das Woodstock der Blasmusik in Oberösterreich wird im Juni live in ORF III übertragen © ORF/Mittermayr

Unter den weiteren neuen Formaten von ORF IIII: Ab 13. März wird monatlich in „Werner Grubers Experimentalküche“ geschaut. Dort wird der bekannte Physiker die Alltagsrelevanz von Wissenschaft aufzeigen. Für Verständlichkeit von Gesundheitsthemen will Denise Seifert in „Gesundheit im Gespräch“ sorgen, wo sie Experten zu Gast hat (monatlich ab April). Mit zwei Pilotfolgen wird „Wiener Liedkunst“ abgetestet (u. a. mit Ernst Molden), die erste Folge läuft schon kommenden Donnerstag um 23.45 Uhr.

Im Bereich der vielen neuen Dokumentationen streicht Peter Schöber neben „Die österreichische Polizei im Nationalsozialismus“ und weiteren „Schicksalstage Österreichs“-Ausgaben (darunter die Einführung des Euro und das Jahrhundert-Hochwasser 2002) etwa den großen Vierteiler über die Geschichte Jugoslawiens („Jugoslawien – Das verschwundene Land“) hervor, der im Herbst laufen wird. Er rechnet mit „enorm hohem Publikumsinteresse“, haben doch rund eine Million Menschen hierzulande Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien.

Die ORF-III-Geschäftsführer Peter Schöber und Kathrin Zierhut-Kunz mit ORF-III-Chefredakteurin Lou Lorenz-Dittlbacher bei der Programmpräsentation
Die ORF-III-Geschäftsführer Peter Schöber und Kathrin Zierhut-Kunz mit ORF-III-Chefredakteurin Lou Lorenz-Dittlbacher bei der Programmpräsentation © Roman Zach-Kiesling/ORF
Wird pilotiert: „Wiener Liedkunst“ mit Ernst & Karl Molden und Christoph Seiler
Wird pilotiert: „Wiener Liedkunst“ mit Ernst & Karl Molden und Christoph Seiler © ORF/Mussil
Etliche neue Ausgaben für die Reihen „Heimat Österreich“ oder „Landleben“, hier Eva Höll und Norbert Höll am Gosausee
Etliche neue Ausgaben für die Reihen „Heimat Österreich“ oder „Landleben“, hier Eva Höll und Norbert Höll am Gosausee © ORF