Wenn der ORF bei der Opern-Übertragung Größen aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kunst & Kultur vor die Kamera bittet, besteht stets die Gefahr, bloß ehrfürchtiges Streichelzoo-Fernsehen in die Wohnzimmer-Logen zu liefern. Andi Knoll kam da auf dem roten Teppich gar nicht in Versuchung, denn er hatte im ersten Live-Teil „Ankunft der Gäste“ den Großteil der Promis verpasst. Sein Geplänkel mit „normalen“ Ballbesuchern mag von Generaldirektor Roland Weißmann und seinem Team als „ORF für alle“ spitzfindig geplant worden sein, wirklich unterhaltsam war es nicht.

Irgendwie wollte das Timing der Promis diesmal nicht immer mit den zugeschalteten Plätzen übereinstimmen, da kam auch „Seitenblicke“-Profi Marion Benda als neue Moderatorin mitunter aus dem Konzept, weil bekannte Gesichter auf der Feststiege fehlten. Als Gewinn für die Übertragung entpuppte sich die unaufgeregte 53-jährige Wienerin mit ihrer Interview-Routine und ungewohntem Nachfragen allemal. Gilt es doch mehr als „Immer ein Erlebnis“ den Schönen und Aufgeputzten zu entlocken. Und das kann harte Arbeit sein. Mirjam Weichselbraun musste zu vorgerückter Stunde einen Marathon in der größten TV-Loge meistern. Erst traf sie den Bundeskanzler mit der estnischen Premierministerin, dann Priscilla Presley mit einem glücklich-erschöpften Lugner, gefolgt von DJ Ötzi und Heino. Da muss selbst ein Ballroom-Profi nach Luft schnappen.

Am höchsten ist die Einschaltquote aber ohnehin bei der einmal mehr wunderbar eingefangenen Eröffnungschoreografie des Jungdamen- und Jungherrenkomitees sowie beim „Logen-Hopping“ (das Wort des Abends) – das ohne die Kommentare von Karl Hohenlohe und Christoph Wagner-Trenkwitz nur das halbe Vergnügen wäre und uns in der ersten Reihe fußfrei daheim sonst manchmal ratlos zurücklassen würde.

Immer wieder hat der ORF andere Zusammensetzungen bei den Moderatorenteams für die drei Live-Stunden ausprobiert, das heurige Quartett mit Andi Knoll, Mirjam Weichselbraun, Marion Benda und Teresa Vogl erwies sich als risikolose und recht volksnahe Zusammensetzung für die breite Zielgruppe, eine Spur mehr Eleganz und Glamour dürfte mitunter schon sein.

Das Festliche im Teil „Das Fest“ fehlte bei einigen Einstiegen. So mancher Zuschauer hat wohl eine Persönlichkeit und Koryphäe wie Barbara Rett bei den Gesprächen mit den Kulturschaffenden sowie in den Gängen und in der Mittelloge einen Handkuss-König wie Alfons Haider vermisst. Aber wir wollen den Opernball ja auch nicht zu wichtig nehmen. Und irgendwann machte selbst das Zuschauen müde.