Freitag und Samstag gegen Mitternacht, das sind eher unglückliche Zeiten für eine TV-Ausstrahlung. Passt aber theoretisch auch gut zum Titel der neuen zehnteiligen Serie „Unhappy“ auf Arte, die derzeit zur Gänze in der Mediathek abrufbar ist. Die Glücksbranche boomt und wirft eifrig all ihre Fangarme wie Glücksratgeber, Glücksseminare bis hin zum Glücksessen aus. Der Grundtenor ist immer gleich: Es gibt eine Art Glücksversprechen, das im Raum steht, aber eher selten und schon gar nicht nachhaltig eingelöst wird.


Die Serie „Unhappy“ geht es anders an und klopft Grundsätzliches auf die Glücksfähigkeit ab. Welchen Faktor für das Glück spielt die Zeit, spielt Kreativität, die Gesundheit, das Wohnen, das Geld oder gar die Schönheit? Schriftstellerin Ronja von Rönne, die für Arte bereits das Format „Streetphilosophy“ (ebenfalls in der Arte-Mediathek zu sehen) moderiert hat, gibt hier die notorisch zweifelnde und sympathisch nachbohrende Glücksforscherin, die pro Folge zwei Personen besucht, die die maximalen Gegensätze aufweisen. Gepaart mit Einspielern von Expertinnen und Experten, ergibt das in Summe eine kurzweilig sympathische inhaltliche Themenverdichtung mit aufschlussreichen Einblicken. Erkenntnisgewinne? Durchaus, aber ohne Glücksversprechen.

Die Lebenszeituhren von Jean-Remy von Matt
Die Lebenszeituhren von Jean-Remy von Matt © Weltrecorder Story

In der Folge über das Thema Zeit („Die Zeit deines Lebens“) besucht Ronja von Rönne etwa den ehemaligen Werbe-Superstar Jean-Remy von Matt, der in seinem Unruhestand Lebenszeituhren baut. Sie zeigen einem die eigene noch verbleibende Lebenszeit an, die mit statistischen Parametern berechnet wird. Eine tickende Zeitbombe im wahrsten Sinne des Wortes? Nicht für Jean-Remy von Matt, der im Countdown eine beständige Erinnerung darin sieht, das Leben im Hier und Jetzt zu leben. Ganz anders verhält es sich mit einer ehemaligen erfolgreichen Bankerin, die seit 15 Jahren in einem Kloster am Starnberger See lebt. Der beständigen Hektik entflohen, genießt sie nun weit glücklicher ihr Leben entlang einer stark vorgegebenen Tagesstruktur. Zwei Personen, zwei unterschiedliche Ansätze, aber beide mit einer Erkenntnis: Das Leben ist endlich, mach was daraus!

Es sind vor allem die Gegensatzpaare, die „Unhappy“ auszeichnen, und das Umkehrprinzip der Fragestellungen: Sind wir glücklicher, wenn wir gesund leben? Oder ist es eher umgekehrt: Macht Glücklichsein gesund? Danach werden auch die Protagonisten ausgesucht. In der Folge „Vom gesunden Leben“ trifft etwa der Biohacker Andreas Breitfeld, der durch Eisbaden, Sauna und Sauerstoffkammer seinen Körper optimiert, auf die DJane und Musikproduzentin Ellen Allien, die an 100 Tagen weltweit hinter dem DJ-Pult steht und sich die Nächte um die Ohren schlägt. Katharsis und Ekstase, sind das vielleicht sogar zwei Glücksprinzipien? Einfach ausprobieren! Es gilt bekanntlich die eherne Regel: Die Dosis macht das Gift.