Der aus Burkina Faso stammende und in Berlin lebende Architekt Francis Kéré ist mit dem Pritzker-Preis 2022, der höchsten Auszeichnung für Architektur, geehrt worden. Das teilte die Jury am Dienstag in Chicago mit. "Er weiß intuitiv, dass es bei Architektur nicht um das Objekt geht, sondern um das Ziel; nicht um das Produkt, sondern um den Vorgang", hieß es in der Begründung. "Seine Gebäude, für und mit Gemeinschaften, entspringen direkt diesen Gemeinschaften - in ihrer Erschaffung, ihren Materialien, ihren Programmen und ihren einzigartigen Charakteren." Die Ehrung habe ihn zu Tränen gerührt, sagte der 1965 im westafrikanischen Burkina Faso als Diébédo Francis Kéré geborene Architekt der "New York Times". "Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich habe diese Arbeit in der Architektur vorangetrieben, um qualitativ hochwertige Architektur zu meinen Menschen zu bringen." Neben seinem Heimatland hat Kéré unter anderem auch schon in Mali, Kenia, Uganda, den USA und Deutschland an Architektur-Projekten gearbeitet. Bekannt wurde er unter anderem durch die Arbeit am "Operndorf Afrika" des 2010 gestorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief.
Der Pritzker-Preis gilt als renommierteste Auszeichnung der Architektur-Branche und ist mit 100.000 Dollar (rund 91.000 Euro) dotiert. Frühere Preisträger waren unter anderem Zaha Hadid, Rem Koolhaas, Norman Foster und Peter Zumthor. Vergangenes Jahr gewann das französische Architektur-Duo Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal. Kéré ist der erste Pritzker-Preisträger, der aus einem afrikanischen Land stammt.
Der 56-Jährige hatte zuvor bereits andere Preise abgeräumt. Für einen Schulbau in Gando erhielt er 2004 den Aga Khan Award for Architecture, 2009 folgte der Global Award for Sustainable Architecture, den die international tätige Kärntner Architektin und Autorin Jana Revedin initiiert hatte.