Das Video dauert vier Minuten. Unter dem Titel „Christus wiederentdeckt“ bewirbt das Auktionshaus Sotheby’s ein Bild, das bisher unbekannt war. Und das heute Nacht in New York in der Altmeister-Auktion unter den Hammer kommt. Schätzpreis: 400.000 bis 600.000 Euro.

An der Wiederentdeckung war eine Kärntner Kunsthändlerin maßgeblich beteiligt. Dorothea Apovnik lebt seit 2013 in Wien und ist spezialisiert auf Gemälde des 14. bis 19. Jahrhunderts. Geschult wurde ihr Auge unter anderem als Leiterin der Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an der Schirn Kunsthalle Frankfurt und am dortigen Städel-Museum (bis 2012).

Den wiederentdeckten Christus hat sie im November 2017 bei einer Auktion in München ersteigert. Angeboten wurde das Bild als „Italienische Schule, 17. Jahrhundert“. „Das Gemälde war sehr dunkel und man hat gesehen, dass es übermalt war“, erzählt Apovnik am Telefon in New York: „Aber die Dornenkrone war sehr gut und die gab den Ausschlag.“

Noch während der Arbeit des Restaurators wurde dann klar, „dass das Gemälde etwas Besonderes ist. Vor allem der Heiligenschein in dieser Farbpalette ist eine Seltenheit.“ Die Übermalungen stellten sich übrigens als Glücksfall heraus: „In diesem Fall waren die Farben so sehr gut geschützt.“ Übermalt wurde es wohl „spätestens im 19. Jahrhundert, um die Nacktheit von Christus zu verdecken“, so Apovnik.

Dorothea Apovnik: „So eine Neuentdeckung ist sehr selten“
Dorothea Apovnik: „So eine Neuentdeckung ist sehr selten“ © Städel/Alexander Heimann

Die Recherche ergab dann, dass es ein unbekanntes Gemälde des flämischen Malers Jan van Hemessen ist. Er lebte von 1500 bis ungefähr 1566 bei Antwerpen und war unter anderem für seine herausragenden Porträts und großformatigen expressiven Darstellungen von Menschen bekannt. Im Vorjahr präsentierte die Völkermarkterin, deren Vater Paul Apovnik unter anderem Leiter des Volksgruppenbüros in der Kärntner Landesregierung war, ihre Entdeckung auf der „European Fine Art Fair“.

Auf dieser weltweit größten Kunst- und Antiquitätenmesse in Maastricht fand es viel Beachtung: „So eine Neuentdeckung ist sehr selten“, so die Kunsthistorikerin, die das Bild gemeinsam mit zwei Partnern bei Sotheby’s eingebracht hat. Die Experten des Auktionshauses waren von „Christ as Triumphant Redeemer“ (so mittlerweile der Titel) „ganz begeistert“, erzählt Apovnik. Einem guten Preis sollte heute Nacht also nichts im Wege stehen.