"In der derzeitigen nationalistischen Politik in Österreich und der europäischen Situation sehe ich die Wirkungsmächtigkeit von Kulturinstitutionen wie der Kunsthalle Wien für die Zukunft infrage gestellt", so Schafhausen. Es bedürfe in Zeiten neuer politischer und rechtspopulistischer Bewegungen eines wesentlich stärkeren Rückhalts vonseiten der unabhängigen staatlichen Institutionen und Verwaltungen für Kulturinstitutionen.

"Die Kunsthalle Wien hat sich in den vergangenen Jahren bewusst einer Programmatik der diskursiven gesellschaftspolitischen Praxis sowie ästhetischen Öffnung verschrieben, die zunächst durchaus auf Widerstand gestoßen ist, mittlerweile aber das Profil der Institution nachhaltig gestärkt hat", verwies Schafhausen auf das Erreichte. "Ich habe mich deshalb entschlossen aufzuhören, wenn es am schönsten ist und eben nicht einfach weiter zu machen wie bisher", unterstrich der Kunstmanager.

"Ich sehe es als logische und konsequente Weiterentwicklung meiner bisherigen Arbeit, zukünftig die Produktionsbedingungen und Möglichkeiten von Kulturdiskurs im institutionellen Kontext auf einer sehr viel grundsätzlicheren Verhandlungsebene als sie innerhalb einer klassischen Institution machbar oder sinnvoll ist, zu untersuchen und zu gestalten", so Schafhausens Conclusio.

Bevor er die Kunsthalle Wien übernahm, hatte Schafhausen einst die Galerie Lukas & Hoffmann gegründet, wo er späteren Kunststars wie Olafur Eliasson oder Carsten Höller zum Durchbruch verhalf. Von 1995 bis 1998 leitete er das Künstlerhaus Stuttgart, wo er sich nicht nur durch die künstlerische Auswahl, sondern auch durch neue Vermittlungsmodelle einen Namen machte, bevor er 1999 zum Direktor des Frankfurter Kunstvereins berufen wurde. 2006 wurde Schafhausen an das Witte de With Center Rotterdam geholt und kuratierte zweimal den deutschen Beitrag zur Biennale in Venedig. Nebenbei war er für zwei Jahre als Gründungsdirektor der European Kunsthalle Köln tätig, bevor ihn Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) in Nachfolge von Gerald Matt schließlich nach Wien holte.

"Die Kunsthalle ist heute ein offener Ort, der mit Ausstellungen, diskursiven und performativen Programmen sowie zukunftsweisenden Formaten relevante gesellschaftspolitische Fragestellungen aufgreift", streute der SPÖ-Politiker seiner Personalwahl in Reaktion am Mittwoch Rosen. Schafhausen habe ihm seine Absicht in einem Gespräch mit der designierten Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler mitgeteilt. Die Nachfolgeregelung des scheidenden Kunsthallen-Chefs dürfte somit die erste große Personalentscheidung der neuen Kulturpolitikerin werden, die am morgigen Donnerstag angelobt wird.