Über fünf Jahre nach der Entdeckung der spektakulären Kunstsammlung von Cornelius Gurlitt ist die Aufarbeitung der Herkunft der mehr 1.500 Werke schwierig. "Wir müssen uns wahrscheinlich damit abfinden, dass bestimmte Provenienzen nie endgültig geklärt werden", sagte die Kuratorin Agnieszka Lulinska am Dienstag in Bonn. Erst bei knapp zwei Dritteln der Gurlitt-Werke ist die Herkunft ermittelt.
Rund vier Monate vor der Ausstellung von 250 Werken aus der teilweise mit NS-Raubkunstverdacht behafteten Sammlung stellte die Bundeskunsthalle in Bonn am Dienstag erstmals einige Werke vor. Darunter waren ein Gemälde von Monet, Papierarbeiten von Maillol, Boucher und Dürer sowie eine Marmorskulptur von Rodin.
Ausstellung mit Werken aus Gurlitt-Fund
Anfang November startet zeitgleich in Bonn und Bern eine Doppelausstellung mit Kunstwerken aus dem Gurlitt-Fund. An diesem Freitag will auch das Kunstmuseum Bern als Erbe der Gurlitt-Sammlung erste Arbeiten präsentieren. Während sich Bonn auf den NS-Kunstraub und die oft ungeklärte Herkunft der Werke konzentriert, wird es in Bern um "entartete Kunst" gehen. Rund 200 der in Bonn gezeigten Gemälde und Papierarbeiten stünden unter Raubkunstverdacht, sagte Lulinska.
Bundeskunsthallen-Intendant Rein Wolfs sagte, die Bonner Gurlitt-Schau wolle keine "Best-of"-Kunst präsentieren, sondern auch die Schicksale der verfolgten, meist jüdischen Kunsthändler und Sammler darstellen. "Wir wollen die Menschen zeigen, die hinter den Werken stehen."
Die Gurlitt-Sammlung war 2012 beschlagnahmt worden. Der 2014 gestorbene Gurlitt vermachte seine millionenschwere Sammlung, die er in München und Salzburg aufbewahrt hatte, dem Kunstmuseum Bern. Cornelius Gurlitt war Sohn von Hildebrand Gurlitt, der einer der Kunsthändler Adolf Hitlers war und die Werke zusammengetragen hatte. Darunter sind Arbeiten von Picasso, Marc Chagall, Henri Matisse, Otto Dix, Max Beckmann und Max Liebermann. Deutschland hat sich verpflichtet, alle Werke zurückzuerstatten, die den Besitzern einst von den Nazis geraubt oder abgepresst wurden.