Weiche Textilobjekte und Videos hart an der Schmerzgrenze. Eine kokette Kollektion von getragenen Dessous. Stöckelschuh und Lippenstift in einer Skulptur vereint. Fotos mit Ganzkörperverschleierung in Rot. Und mittendrin im mit „Frauenzimmer“ betitelten Hauptraum des Künstlerhauses hängt ein überdimensionales Kleid, genäht aus sowjetischem Fahnenstoff von der Wiener Künstlerin Ona B. „Blutrot.
Schmerz und Kraft“ nennt sich die Schau, die sich als Hommage an die Weiblichkeit lesen lässt. Aber auch als Aufforderung, Klischees – von Barbie über Lolita bis zur Pieta und zur strickenden Oma – zu hinterfragen. „Das Einzige, was zählt, ist, selbstbestimmt zu bleiben. Das will ich vor allem Mädchen mitgeben“, resümiert Ina Loitzl am Ende des Rundgangs in einem mit „Lebensabend“ überschriebenen Raum. Der ist ihren beiden Großmüttern gewidmet, deren Kraft und Körpern.
Die „Energie des anderen Geschlechts“, will die Kuratorin der Ausstellung in Anlehnung an Simone de Beauvoir zeigen. Dazu hat sie drei Künstlerinnen eingeladen, die unter einem roten Banner diverse Stationen des Frau-Seins thematisieren. Mit Ona B., Theres Cassini und Lucia Dovičáková erzählt sie von Rollenbildern, Körperlichkeit und Emotionalität, intim und politisch zugleich.

Kuratorin Ina Loitzl
Kuratorin Ina Loitzl © (c) Markus Traussnig

Was mit Loitzls Großmüttern schließt, beginnt mit Baby- und Mädchen-Schemen, die scheinbar kopfüber ins Leben fallen. Diese Arbeit der jungen Kärntner Künstlerin Theres Cassini ist gleich neben dem Eingang platziert. Im Laufe des Rundgangs wird man ihr immer wieder begegnen, ihren von Walzen überrollten Barbiepuppen, bei denen nur der Kopf intakt geblieben ist, ihren Figurinen, die auf Bowlingkugeln balancieren und ihren Arbeiten zum Thema Mutterschaft. „Ich male nicht“, betont Loitzl, die „das Schneiden“ als ihre Technik bezeichnet: Scherenschnittarbeiten mit floral-vaginalen Motiven sind damit ebenso gemeint wie „soft textile objects“, die mit Assoziationen von Haar über Tentakeln bis zu Peitschen spielen.

Die vier Frauen decken zwischen Objekt-, Video-, Foto- und Performance-Kunst fast alle Techniken ab. Die Slowakin Lucia Dovičáková steuert mit ihren Bildern einen malerischen Aspekt bei – oft drastisch, oft mit einem Augenzwinkern, stets sinnlich. So wie Ona B., die nicht nur bei ihrem Fahnenstoff-Kleid Rot zu ihrer Farbe macht. Auch in einer poetischen Fotoserie mit arabischen Frauen in roten Seidenschleiern steht der Stoff für das Verhüllen und Verstecken, aber auch für das Erahnen und Aufschreien. Für den Schmerz und die Kraft.