Vor kurzem hat Uli Stein die Zwölf-Millionen-Marke geknackt: So viele Bücher des Cartoonisten aus der Nähe von Hannover gingen seit 1983 über die Ladentheke - humoristische Bildbände über Männer, Frauen und immer wieder Tiere. Seine drolligen Mäuse, Pinguine, Hunde und Katzen haben den Künstler, der am zweiten Weihnachtstag seinen 70. Geburtstag feiert, bekannt gemacht.
"Beim Zeichnen macht es Spaß, Tiere in menschliche Situationen zu versetzen. Wenn ein Huhn in eine Videothek kommt, was passiert dann?", erklärt Stein im Wohnzimmers seines Hauses in der Wedemark. Hier produziert er immer noch täglich Cartoons, schreibt Tagebuch und fotografiert Hunde im Studio sowie Eichhörnchen vor dem Fenster.
"Ich mag Tiere lieber als Menschen", gibt Uli Stein freimütig zu. "Es gibt so viele Idioten unter den Menschen." Als Eigenbrötler würde sich der Cartoonist selbst aber nicht bezeichnen. "Ich lebe ein bisschen zurückgezogen. Ehrlich gesagt hasse ich die Stadt. Nichts gegen Hannover, das ist eine schöne, unterschätzte Stadt, aber mir sind da zu viele Leute."
Als junger Mann war Stein nicht menschenscheu. Weil ihm ein Berufsberater in Hannover den Traum vom Journalismus ausredete, schrieb er sich für ein Lehramtsstudium in Berlin ein. Parallel dazu ging er seiner Leidenschaft fürs Zeichnen, Schreiben und Fotografieren nach. "In Berlin habe ich bei den Studentenunruhen viele Fotos gemacht, die sind leider alle bei einem Brand zerstört worden." Kurz vor dem Examen schmiss Stein das Studium - auch weil er als Fotograf und Autor von Glossen bereits mehr verdiente.
Anders als viele Kollegen hat er sich nie an politischen Karikaturen versucht. "In meiner Arbeit ist Politik nicht so mein Ding. Ich zeichne lieber Cartoons über die kleinen Fallstricke des Alltags, Zwischenmenschliches und natürlich meine Tiere", sagt der freundliche, schmale Mann, der sich ständig neue Zigaretten ansteckt. Bereits Ende der 1980er-Jahre machte er allerdings auch ein Buch mit bösen Cartoons. "Das war in der Zeit ein bisschen kritisch", erinnert sich Stein. "Man machte über das Sterben und Behinderte und Farbige und Selbstmörder keine Witze."
Neben vielen Beschwerden habe es aber auch positive Resonanz gegeben. "So fand es eine Blinden-Organisation ganz toll, dass auch Blinde in meinen Cartoons vorkamen. Sie nicht zu zeichnen, ist auch eine Art von Diskriminierung." Uli Steins Spektrum reicht vom Ehe- und Familienwahnsinn über Schule (Stichwort "Pisa-Alarm") bis hin zu Haustieren.
Auch wenn er Bücher über Weihnachten sowie Adventkalender herausbringt, kann er selbst mit dem Fest nichts anfangen. Weil er allein lebe und keine Kinder habe, müsse er das ganze "Konsum-Gedöns" ja auch nicht mitmachen, freut sich Stein. "Bei mir zu Hause steht kein Weihnachtsbaum und hängt auch kein Stern am Fenster. Mir reichen die Sterne am Himmel."