Es braucht bei ihm schon die Wort-Preziosen aus der Kiste der Superlative: Gigant, Weltkünstler, Wegbereiter, Genie. Wobei jene, die vor seinen Gemälden stehen, die sind ohnehin sprachlos. Heute vor 250 Jahren wurde Caspar David Friedrich in Greifswald geboren und das ganze Jahr über wird dem wichtigsten Maler der deutschen Romantik mit Ausstellungen gedacht. Die Besucherinnen und Besucher kommen in Massen, wollen diese Klassiker der Landschaftsmalerei bestaunen: „Mönch am Meer“, „Eismeer“, „Der Wanderer über dem Nebelmeer“.

Die Natur als perfekt arrangierte Kulisse mit Sogwirkung: Für den Homo technologicus mögen sie wie Fenster erscheinen, durch die man mit einem Gefühl der kollektiven Erschöpfung in einen Ruheraum blicken kann. Einatmen, Ausatmen, Durchatmen. Es ist eine tiefe Ruhe, die Friedrichs Bilder durchzieht, aber auch eine herausfordernde Form von Einsamkeit. Und noch etwas ist augenscheinlich: So er überhaupt in seinen Gemälden vorkommt, ist der Mensch hier nur Randfigur. Angesichts dieser Naturgewalten drängt es sich auf, das Wort, das sich leise aus unserem Wortschatz geschlichen hat: die Demut.

Caspar David Friedrich kommt am 5. September 1774 in Greifswald als sechstes Kind eines Seifensieders und Kerzenziehers zur Welt. Als er sieben Jahre alt ist, stirbt die Mutter. Mit 13 verliert er einen Bruder, als der ihn beim Eislaufen vor dem Ertrinken rettet - ein lebenslanges Trauma. Als 16-Jähriger nimmt er Zeichenunterricht, ab 1794 studiert er an der Kunstakademie Kopenhagen, wo mit Lorentzen, Abildgaar und Juel drei der besten dänischen Maler der Zeit seine Lehrer sind. 1798 dann geht Friedrich nach Dresden, in die damalige Hochburg der Frühromantik. „Das Kulturbild und die Elblandschaft haben sein Werk stark geprägt“, sagt Petra Kuhlmann-Hodick, Oberkonservatorin des Dresdner Kupferstich-Kabinetts. Zunächst verdient er sein Geld mit Prospektmalerei, 1799 ist er erstmals an der Akademieausstellung beteiligt.

Immer wieder zog es ihn auch in seine vorpommersche Heimat zurück, das innige Verhältnis zur norddeutschen Landschaft prägte auch seine Kunst nachhaltig, sagt Papenfuß. In Dresden macht ihn der Maler Philipp Otto Runge mit einem Kreis romantischer Dichter wie Novalis bekannt. Bei einer Ausstellung der Weimarer Kunstfreunde 1805 verleiht Goethe ihm einen Preis für zwei Gemälde. Bis 1820 dann steht der Künstler auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Preußens König und Russlands Zar zählen zu seinen Gönnern, er wird Mitglied der Akademien in Berlin und Dresden und heiratet Caroline Brommer, die als Rückenfigur auf vielen Gemälden erscheint. 1824 erhält Friedrich einen Lehrstuhl in Dresden, eine Professur bleibt ihm aber verwehrt. Laut Kuhlmann-Hodick galt er als trübsinnig, melancholisch, seine Bilder als gedankenvoll und schwer verständlich.

Kollegen aber schätzten ihn. „Seine Bilder waren damals sehr gesucht, er erhielt viele Besuche hoher und geringer Kunstfreunde“, erinnerte sich der Maler Carl Gustav Carus an seinen Freund und Lehrer. Als Friedrich 1830 neue Kunstströmungen negativ bewertet, gerät er ins Abseits. Nach einem Schlaganfall 1835 kann er nicht mehr malen. Als er 1840 stirbt, ist seine Kunst fast vergessen. Erst eine große Schau 1906 in Berlin führt zu einer Renaissance. Die anhaltende Faszination erklärt Papenfuß mit dem emotionalen Gehalt seiner Bilder. „Die Leute stehen davor und fühlen sich sofort angesprochen.“