Die Szenerie ist irgendwie schräg: An der Fassade des Klagenfurter Rathauses wirbt man auf einer zerknitterten Plane für den bevorstehenden Tag der offenen Tür. Davor steht die extra für die Eröffnung des Klagenfurt-Festivals errichtete riesige Bühne, auf der man rednerisch wie musikalisch seine Weltoffenheit demonstriert. Und gleich rechts vor der Bühne ragt ein kolossaler Maibaum in die Höhe – Sinnbild dörflicher Idylle.

So betont man in den Eröffnungsreden vielstimmig die Bedeutung des Festivals für die Belebung der touristischen Vorsaison. Kultur ist da ein auch hierzulande häufig unterschätzter Faktor. Überraschend erteilte Festivalleiter Bernd Liepold-Mosser im Reigen der Eröffnungsredner auch Karl Regensburger vom Wiener ImPulsTanz-Festival, einem der zentralen Kooperationspartner, das Wort. Dem blieb es vorbehalten, an Johann Kresnik, den großen Kärntner Tänzer und Choreografen, zu erinnern. Unterbrochen wurden die Reden vom düsteren Indie-Sound der österreichischen Singer-Songwriterin „Maiija“ – Marilies Jagsch – die in ihren alltäglichen Beziehungskisten wühlt und daraus viel Widerständiges hervorholt. Der Kontrast zu den Wortspenden hätte am Mittwochabend kaum größer sein können.

Die feurige musikalische Eröffnung übernahmen dann der Kärntner Bassist Lukas Kranzelbinder und sein Freund Danyél Waro aus La Réunion, dem kleinen zu Frankreich gehörenden Inselparadies östlich von Madagaskar. Die Fusion ihrer beiden Bands speist ihre Energie aus einer beeindruckenden Schlagwerk-Batterie, die einen fast automatisch in Bewegung versetzt. Darüber singen Waro und mitunter die gesamte Truppe lauthals in „Kreol“, dieser weich klingenden Mischsprache, die inzwischen sogar an der Uni unterrichtet wird.

Das hat aber auch seine traurigen Seiten. Eines der Lieder handelt vom Flugzeug, das den „Bruder gegessen hat“, wie Kranzelbinder vorher erklärt und beginnt mit einer heftigen Klage. Wer aus seinem Leben was machen will, muss nach Frankreich, und den isst eben das Flugzeug. Natürlich nicht, ohne wieder zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Und das mündet dann erneut ins fröhliche Rhythmusgewitter. Es erinnert ein bisschen an den New-Orleans-Jazz, wo man erst in getragenen Rhythmen zur Beerdigung schreitet, um später umso fröhlicher wieder ins Leben zurückzukehren. Auch das hat natürlich seinen Ursprung in afrikanischen Yoruba-Ritualen. Um Punkt Acht war der Zauber vorbei und damit ein musikalisch stimmiger Auftakt des Festivals.