Eigentlich, erzählte Gerhard Lehner beim Pressegespräch, habe er Josef Maria Krasanovsky im letzten Moment gefragt, weil ihm noch ein Autor fehlte. Es stellte sich als Glücksgriff heraus: Dessen Text „Mondmilch immer trinken jetzt/dein Solarplexus ist mir egal“ wird als Siegertext des Autoren-Wettbewerbs der Theaterallianz Anfang August im Rahmen der Bregenzer Festspiele uraufgeführt und gastiert dann bei allen Mitgliedern der Allianz. Diese bundesweite Plattform ist ein ideeler Zusammenschluss von sechs freien Theaterhäusern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, junge österreichische Dramatiker zu fördern – unter anderem durch die Ausschreibung eines Preises, für den jedes Haus zwei Autoren nominieren kann.

Das Thema für den diesjährigen Wettbewerb haben die Bregenzer Festspiele als Kooperationspartner vorgegeben: Da dort im kommenden Jahr der „Freischütz“ auf der Seebühne gezeigt wird, waren Texte zum Thema „Deal oder no deal“ gefragt. Krasanovsky, der bereits zum zehnten Mal mit dem klagenfurter ensemble zusammenarbeitet, hat sich dabei weniger „für die großen Deals interessiert, sondern mehr für die kleinen Deals, die wir täglich mit uns selber aushandeln“, erzählt der gebürtige Salzburger, der unter anderem Gastdozent an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien und der Schauspielakademie Passau ist: „Es geht um gesellschaftliche Totalüberforderung, ständig müssen wir abwägen, was wir moralisch verwerflich finden und was nicht.“ Oder, auf den Punkt gebracht: „Es ist ein Stück über die innere Wolfsschlucht in uns allen.“

Insgesamt sechs Schauspieler werden am 10. Juni im Klagenfurter Theater Halle 11 für die zahlreichen Rollen – von der Kugel über die Braut bis zu einem Wolf – proben, bevor das Stück dann nach Bregenz geht und danach in die Partnerhäuser. In Klagenfurt wird es entweder noch im Herbst 2024 oder im Frühjahr 2025 zu sehen sein.